Ali (a.) und die Berufung des Heiligen Propheten (s.a.)

Zuerst muss einiges über den täglichen Lebensverlauf Muhamads (s.a.) vor seiner Berufung und Alis (a.) Verhalten in jener Zeit gesagt werden. Obwohl Muhammad (s.a.) in jener Zeit unter den Menschen lebte und seine täglichen Geschäfte erledigte, hielt er sich aber streng von der damaligen Torheitsgesellschaft fern. Die meiste Zeit begab er sich zum Berg „Gabal an Nur“ (Berg des Lichtes) und verbrachte dort viel Zeit. Manchmal hielt er sich dort einige Tage auf und Ali (a.) war bei ihm. In Jener Zeit und in jener Stille hatte Muhammad (s.a.) nichts zu tun, außer über den Schöpfer und die Geschöpfe nachzudenken und zu beten. Als Muhammad (s.a.) 40 Jahre alt war, fühlte er oft in seinem Herzen Inspirationen und begeisternde Wahrheiten. Er fühlte sich in der Lage zu sein, die Menschen zu belehren und ihnen den richtigen Weg zum Glück zu zeigen. Was er in seinem Herzen fühlte, nahm er als reinste Wahrheit an. Er fühlte in seinem Herzen einen feurigen inneren Trieb, um diese Wahrheiten unter die Menschen zu bringen. Aber er war gezwungen in der Öffentlichkeit zu schweigen. Diesen Zustand konnte man an seinen Gesichtszügen ablesen. Manchmal sprach er mit seiner Frau darüber. Chadidscha glaubte ihm und versuchte ihn zu trösten. Einmal als er auf dem Berg „Gabal an Nur“ war, sah er plötzlich den Erzengel Gabriel, in Form eines Mannes. Gabriel sagte zu ihm: „Lies!“. Dann las Gabriel dem Propheten die ersten sechs Verse der 96. Sure des Korans vor. Als Muhammad (s.a.) den Erzengel sah und hörte was er sagte, fing er an am ganzen Körper zu zittern. Er begab sich sofort auf den Weg nach Hause. Unterwegs sah er überall ein merkwürdiges Licht und eine Erscheinung. Wohin er auch schaute, sah er dieselbe Erscheinung. Sein Haus erreichte er zitternd und zerstört. Als er seine Frau sah, sagte er zu ihr:

Bitte bedecke mich und lass mich schlafen.“

Es dauerte nicht lange und er hörte wieder dieselbe Stimme. Die Stimme sprach zu ihm die Verse 1-7 der 74. Sure des Korans:

Im Namen ALLAHS des Gnädigen, des Barmherzigen

1. O, du, in den Mantel Gehüllter.

2. Erhebe dich und warne.

3. Und deinen Herrn, den preise als den Größten.

4. Dein Herz läutere.

5. Meide den Götzendienst.

6. Erweise nicht Huld indem du Mehrung suchst.

7. Und dulde standhaft um deines Herrn Willen.

Muhammad (s.a.) stand sofort auf. Aber die Veröffentlichung der Offenbarungen und Erledigung dieser Aufgabe war leichter gesagt als getan. Die Veröffentlichung dieser Verse und die Einladung zum Monotheismus war ein krasser Widerspruch zu dem Glauben der Völker jener Zeit. Es widersprach besonders Torheitsglauben der Araber. Ein Araber fühlte sich in seinem Glauben tief beleidigt, wenn er diese Worte (Verse) hörte. So erhoben sich die Götzendiener in Mekka gegen Muhammad (s.a.). Sogar Muhammads (s.a.) nächsten Verwandten erhoben sich gegen ihn. Alle Leute verspotteten den Propheten. Aber in Alis (a.) Augen sah der Prophet volle Begeisterung und Bewunderung. Ali (a.) war begeistert von den Gebeten des Propheten. Ali (a.) hat im Alter von zehn Jahren den Islam als seine Religion angenommen. Er sprach in der Öffentlichkeit über sein Glauben und unterwarf sich der Führung des Propheten.

Viele Islamische Geschichtsschreiber, darunter auch Tabari, schrieb:

Umar ibn Khattab sagte: Ich war einmal mit Abu Obayda und Abu Bakr und einer Gruppe zusammen. Vor uns schlug der Prophet Muhammad auf Alis Schulter und sagte: Oh Ali! Unter allen Gläubigen bist du der erste, der an mich geglaubt hat. Und du bist unter den Muslimen der erste, der den Islam angenommen hat. Deine Stellung zu mir, ist wie die Stellung Arons zu Moses.“1

Tabari schrieb weiterhin:

Es war an einem Montag, als Muhammad zum Gesandten Allahs berufen wurde und am nächsten Tag (Dienstag) nahm Ali den Islam an.“2

Salman Bal Khi schreibt:

Salman erzählte von Anas ibn Malik, dass der Prophet sagte:

Sieben Jahre haben die Engel mich und Ali begrüßt, weil sie nur aus unseren beiden Münden die beiden edlen Bezeugungen zum Himmel aufstiegen sahen.“3

Nun, einige Jahre nach Muhammads (s.a.) Berufung, ist der Vers:

Und warne deine nächsten Verwandten“4,

auf den Propheten herab gesandt worden. Bald daraufhin, lud der Heilige Prophet alle Nachfahren Abdul Muttalibs ins Haus Abu Talibs ein. Er wollte seinen nächsten Verwandten seine Berufung zum Propheten des Islams proklamieren. 40 Leute waren eingeladen. Der Heilige Prophet bat Ali (a.) das Essen für die Gäste zu kochen. Um den Gästen sein Wunder zu zeigen, sagte der Prophet zu Ali (a.): Bitte nimm drei Kilo Milch und etwa 750 Gramm Mehl und einen Schenkel eines geschlachteten Hammels und bereite uns das Essen vor.

Naturgemäß konnten höchstens vier bis fünf Männer davon satt werden. Als Ali (a.) das Essen servierte, fingen die Leute an Muhammad (s.a.) auszulachen und sie verspotteten ihren Gastgeber. Manche sagten: „Oh Muhammad! Du hast uns alle eingeladen aber nur für eine Person gekocht!?

Der Prophet Muhammad (s.a.) jedoch antwortet seinen Gästen ganz ruhig: Isst in Allahs Namen!

Sie fingen an zu essen. Nachdem sich alle satt gegessen hatten, blieb trotzdem noch viel von der Speise übrig.

Abu Lahab, ein Onkel des Propheten, sagte nach dem Essen: „Muhammad hat uns mit seiner Speise verhext.5

Nach dem Essen stand der Heilige Prophet Muhammad (s.a.) auf und sagte zu seinen Gästen:

Oh ihr Kinder von Abdul Muttalib! Allah hat mich zu allen Menschen gesandt, vor allem jedoch zu Euch. Er hat mir gesagt: Warne deine nächsten Verwandten!6 Nun lade ich Euch zu zwei Worten ein. Diese auszusprechen ist leicht, im Handeln wiegen sie jedoch schwer. Bekennt Ihr ehrlich diese beiden Worte, werdet ihr Herrscher über die Araber und Nichtaraber. Alle Völker werden Euch gehorchen. Jenseits werdet Ihr ins Paradies kommen! Ihr werdet von der Hölle befreit sein! Diese Worte sind die zwei folgende Bezeugungen: Es gibt keine Gottheit, außer Allah und Muhammad ist Sein Gesandter.“

Der Heilige Prophet fuhr fort: „Wer sich nun von euch als Erster erhebt und meine Einladung annimmt und mir bei der Erfüllung meiner Aufgabe hilft, ist mein Bruder, mein Beisteher, mein Wesir, mein Erbe, mein Nachfolger und der Kalif nach mir.

Keiner der Anwesenden antwortete dem Propheten, außer Ali (a.).

Dieser stand auf und sagte: „Ich bezeuge, dass es keine Gottheit außer Allah gibt; und du bist Sein Diener und Sein Gesandter.“

Der Heilige Prophet bat Ali (a.) jedoch, sich zu setzen.

Daraufhin wiederholte der Heilige Prophet seine Einladung dreimal. Immer wieder antwortete ihm Ali (a.), während die Anderen schwiegen. Er stand jedes Mal auf und bezeugte, dass es keine Gottheit außer Allah gibt und Muhammad (s.a.) sein Diener und Gesandter ist. Dann sagte der Prophet (s.a.) laut und auf Ali (a.) zeigend:

Merkt euch Alle! Von nun an, ist Ali mein Bruder, mein Beisteher und der Kalif nach mir!“ Zu Ali (a.) sagte er: „Oh Ali! Du bist mein Bruder, mein Wesir, mein Erbe, mein Nachfolger und der Kalif nach mir.“7

Als die übrigen Gäste aufstanden, verließen sie lachend und spottend das Haus des Propheten.

Dann sagte Abu Lahab, der Onkel des Propheten, zu Abu Talib (Alis (a.) Vater):

Von nun an musst Du deinem eigenen Sohn und dem Sohn deines Bruders gehorchen.“8

Unter der Herrschaft der Quraisch war der Heilige Prophet, in den ersten dreizehn Jahren in Mekka, unerträglichen und grausamen Erniedrigungen ausgesetzt, während ihn sogar seine nächsten Verwandten, wie z. B. sein Onkel Abu Lahab, feindlich gesonnen waren.

Zu dieser Zeit war es Ali (a.), der den Propheten (s.a.) schützte und den Propheten nicht alleine ließ. Solange sich Ali (a.) in der Nähe des Propheten (s.a.) aufhielt, wagte es niemand, den Propheten anzugreifen.9

Zudem wuchs die Zahl der Muslime in Mekka stets weiter. Unter den Konvertiten waren immer mehr Sklaven, Entrechtete, Frauen und Arme anzutreffen, unter diesen befanden sich aber auch insbesondere Jugendliche, die den Islam annahmen.

Das Vorhaben des Heiligen Propheten Muhammad (s.a.) war den Tyrannen und Häuptlingen der Götzendiener ein Dorn im Auge. Durch die Verbreitung des Islams sahen sie ihre Macht und ihren Einfluss dahinschwinden.

Es kam sogar so weit, dass sich die Menschen versammelten und Abu Talib, der ein hohes Ansehen genoss und der Diener der Kaaba war, vor die Wahl stellten, entweder Muhammad (s.a.) zum Schweigen zu bringen oder ihm (Muhammad (s.a.)) keinen Schutz mehr zu gewähren.

Nun befinden wir uns im 13. Jahr der „Berufungsarbeit“. In diesem Jahr starben Chadidscha und Abu Talib. Dadurch verschlechterte sich zeitgleich die Lage des Propheten und wurde gar tödlich für ihn. Es kam dann die Anweisung von Allah, Mekka zu verlassen und sich in Medina nieder zu lassen (nach Medina zu emigrieren).

1 Buch: Zakha Irul Uqba, Seite 58.

2 Buch: Zakha Irul Uqba, Seite 59.

3 Buch: Yanabilul Mawadda.

4 Sure 26, Vers 214.

5 Dieser Tag ist als „Jaumul Inzar“ (Tag der Warnung), in allen islamischen Geschichtsbüchern festgehalten.

6 Sure 16, Vers 20.

7 Auch Tabari hat in seinem Buch auf Seite 217 (Band 2) geschrieben:

Der Prophet sagte zu den Anwesenden: Oh ihr Kinder von Abdul Muttalib! Dieser (Ali (a.)) ist mein Bruder, mein Wesir und der Kalif nach mir.“

Einige andere Geschichtsschreiber schrieben in Übereinstimmung mit Tabari, dass der Prophet zu Ali (a.) sagte: „Oh Ali! Du bist mein Bruder, mein Wesir, mein Erbe und der Kalif nach mir.“

8 Bemerkung: Die Größe und Erhabenheit Alis (a.) wird von einigen Muslimen bis heute noch geleugnet.Diejenigen sagen dazu: „Ali nahm zwar als erster den Islam an, jedoch war er zu diesem Zeitpunkt ein Kind im Alter von zehn Jahren. Seine Überzeugung kann nicht aus reinem Verstand heraus entstanden sein, sondern eher aus (Lust und Laune) Laune und Eifer!“ Weiterhin wird von denselben behauptet: „Die Überzeugung von Umar und Abu Bakr hingegen ist richtig, weil sie in einem höheren Alter den Islam annahmen und ihre Bezeugung ablegten.“

Diese Behauptungen haben aber weder Hand noch Fuß und basieren eher auf einer Abneigung gegen die Personen der Ahl ul Bayt (a.s.) des Heiligen Propheten.

Diese Leute müssten doch eigentlich wissen, dass:

  1. die Stärke des Verstandes generell nichts mit dem Alter zu tun hat, und

  2. die Volljährigkeit (Pubertät) nur mit den Ge- und Verboten des islamischen Rechts (Scharia) zu tun hat. Dabei ist anzumerken, dass jüngere Menschen ein höheres Maß an Vernunft aufweisen, wohingegen ältere Menschen vermehrt einen schwächeren Verstand besitzen.

  3. Hat Allah, der Erhabene, bestimmten Kindern ein sehr hohes Maß an Verstand verliehen! Als Beispiele hierfür sind Jesus und Johannes zu nennen. Allah der Erhabene sagt im Koran (Sure 19, Vers 30): „Er sprach: Ich bin ein Diener Allahs. Er hat mir das Buch gegeben und mich zu einem Propheten gemacht.“

Diesem Vers nach zu urteilen wurde Jesus in der Wiege zum Propheten berufen.

Allah, der Erhabene, sagt im zwölften Vers derselben Sure: „Oh Yahya, halte das Buch kraftvoll fest. Und wir gaben ihm Weisheit im Kindesalter.“ Was haben diese Leute diesen Koranversen entgegen zubringen? Weiter sagt uns der Heilige Koran in Sure zwölf, Vers 26: „…und ein Zeuge aus Ihrem Hause bezeugte…“

Zudem schreiben alle Koranerklärer, dass der besagte Zeuge ein kleines Kind aus dem Hause Zulaichas war. Allah sagt außerdem über unseren Propheten (s.a.):

Euer Gefährte (Muhammad (s.a.) ist weder verwirrt, noch ist er im Unrecht, noch spricht er aus Begierde.“ (Sure 53, Vers 3-4).

Gesetzt dem Fall, die Behauptungen entsprächen der Wahrheit, dann hätte doch der Prophet Muhammad (s.a.) zu Ali (a.) sagen müssen: „Oh Ali! Du bist noch ein Kind. Du hast deine geistige Reife noch nicht vollends erreicht.“

Diese Leute dürfen nicht vergessen, dass Allah uns in Sure 21, Vers 94 mahnt und wir alle zu Ihm zurückkehren werden. Genauer sagt Er: „Sie aber sind unter einander zerbrochen, alle werden sie zu Uns zurückkehren!“

9 In der islamischen Geschichte gibt es keinen zweiten selbstlosen Helfer des Propheten (s.a.), wie Ali (a.) es war. In gefährlichen Situationen war er wie ein Schutzschild für den Propheten.