Ali (a.) und die Kalifen
Das Kalifat von Abu Bakr, Umar und Uthman dauerte zusammen 25 Jahre. Innerhalb dieser Zeit stand Ali (a.) als Ratgeber stets für sie bereit.
Hier einige Beispiele:
1. Shahre ibn Ashub erzählt: „Eines Tages musste Abu Bakr ein Problem lösen. Ein Mann hatte sich entschlossen eine Frau zu heiraten. Am Hochzeitsabend starb der Mann. Die Braut gebart jedoch in derselben Nacht ein Kind. Daraufhin beanspruchte sie die Hinterlassenschaften des Gestorbenen. Wie war das möglich? Abu Bakr hatte keine Antwort auf diese Frage und bat Ali (a.) um seinen Rat. Ali (a.) durchschaute das Problem und erklärte, dass die Frau einst die Sklavin des Mannes gewesen war. Sie wurde dann schwanger von ihm. Daraufhin sprach der Mann die Frau frei und heiratete sie. Am Hochzeitsabend starb er jedoch. Die Hinterlassenschaft gehöre demnach der Frau und ihrem Kind.“
An solchen Ereignissen sprach Abu Bakr: „Aqiluni va lazto be khayrekum va Aliun fikum!“ (d.h. „Kundig mich! Da ich nicht der beste von euch bin solange Ali unter euch ist.“)
2. Zum Zeitpunkt des Kalifats von Umar ereignete sich ein weiteres Geschehen. Zwei Männer vertrauten einer Frau gemeinsam zur Aufbewahrung „100 Dinar“ an. Sie sprachen ab, dass die Frau das Geld nur dann aushändigen soll, wenn die zwei Männer gemeinsam danach verlangen. Nach einiger Zeit kam jedoch nur einer der beiden Männer zu der Frau und verlangte das Geld. Er behauptete sein Freund sei gestorben. Zuerst weigerte sich die Frau das Geld auszuhändigen, schließlich gab sie es dann aber doch raus. Nach einem Jahr kam der zweite Mann zu der Frau und verlangte ebenfalls das Geld. Die Frau erzählte dem Mann, dass was geschehen war und erklärte ihm, dass sie das Geld nicht mehr hatte. Der Mann glaubte der Frau jedoch nicht und beharrte auf die Herausgabe seines Geldes. Der Streit wurde dann an Umar mitgeteilt, damit er ein Urteil fällt. Umar beschloss, dass die Frau auch an den zweiten Mann den Betrag auszahlen sollte. Daraufhin bat die Frau Ali (a.) um Hilfe. Er (a.) hatte sofort bemerkt, dass es sich bei den zwei Männern um Betrüger handelte. Er sprach zu dem Mann: „Du und dein Freund habt vereinbart das Geld nur zu bekommen, wenn ihr das gemeinsam verlangt. Also komm mit deinem Freund gemeinsam. Dann bekommt ihr das Geld!“ So befreite er die Frau von diesen Betrügern.
3. Während des Kalifats von Umar geschah es, dass eine geistig behinderte Frau der Unzucht beschuldigt wurde. Umar wollte die Frau bestrafen. Ali (a.) war zu dem Zeitpunkt anwesend und verhinderte die Bestrafung der Frau, indem er sprach: „Der Prophet hat drei Gruppen für Zurechnungsunfähig erklärt:
1. die geistig Behinderten,
2. die Schlafenden (solange sie sich im Schlaf befinden),
3. die Minderjährigen.“
Daraufhin sagte Umar: „Laula Aliun lahalaka Umar“ (d.h. „Umar wäre verloren, wenn Ali nicht da wäre“).1
4. Ein Mann tötete während einer Schlägerei einen Menschen. Die Sache wurde vor Umar gebracht. Umar erlaubte dem Vater, des Ermordeten sich an den Täter zu rächen. Er durfte den Täter zweimal Schlagen. Der Vater verletzte daraufhin den Täter so stark, dass dieser umfiel und für tot gehalten wurde. Dieser überlebte die schweren Schläge jedoch. Seine Verwandten pflegten ihn gesund. Als der Vater des Ermordeten den Mörder seines Sohnes zufällig lebendig vor sich sah, nahm er diesen fest und brachte ihn zu Umar. Diesmal befahl Umar den Mörder zu köpfen. Der Beschuldigte verlangte flehend um Alis (a.) Urteil. Ali (a.) widersprach dem Urteil von Umar. Umar sagte daraufhin: „O abul Hassan! Der Mann ist ein Mörder. Er hat den Sohn dieses Mannes getötet. Leben um Leben! Der Mörder muss getötet werden.“ Ali (a.) fragte: „Kann jemand zweimal getötet werden?“ Umar schwieg und gab keine Antwort. Ali (a.) fragte den Vater des Getöteten: „Hast du den Mörder deines Sohnes nicht getötet?“ Er antwortete: „Ja, ich habe ihn totgeschlagen, aber er lebt wieder. Ich muss ihn noch mal töten.“ Ali (a.) beschloss: „Nun gut. Dann musst du akzeptieren, dass dieser Mann dich zuerst Schlagen darf, woraufhin du ihn dann töten darfst, wenn du dann noch am Leben bist.“ Schließlich verzichtete der Vater auf seine Rache und der Mann kam frei. Umar sprach: „Alhamdulillah antom ahlulbayter rahman. Ya abul Hassan zomma ral: laula Aliun lahalaka Umar“ (d.h. „Gepriesen sei Allah. Ihr seid Mitglieder des Hauses der Barmherzigkeit. Wenn Ali nicht wäre, wäre Umar verloren“).2
5. Eines Tages kamen zwei Frauen mit einem Kind zu Umar. Beide Frauen behaupteten das Kind sei ihr eigenes und erwarteten von Umar ein Urteil. Dieser wusste jedoch nicht was zu tun war. Er bat Ali (a.) um seinen Rat. Ali (a.) sprach mit den Frauen einzeln und warnte beide Frauen vor Allahs Gerechtigkeit und Strafe. Er hoffte somit die Wahrheit ermitteln zu können, doch seine Worte änderten nichts an der Situation. Beide Frauen behaupteten weiterhin, dass das Kind ihres sei. Daraufhin befahl Ali (a.) ihm eine Säge zu bringen. Beide Frauen gerieten plötzlich in Angst und fragten, wozu er denn die Säge benötige. Ali (a.) antwortete: „Um das Kind in zwei Teile zu sägen. Jede von Euch bekommt die Hälfte des Kindes.“ Gleich nach diesen Worten löste sich ein Schrei aus. Eine der Frauen schrie: „Nein! Ich verzichte auf mein Recht. Ich schwöre Dir. Tue das nicht!“ Daraufhin schrie auch Ali (a.) ganz laut: „Allahu Akbar, Allahu Akbar!“ Er übergab das Kind der Frau, die niemals hätte zusehen können wie dem Kind etwas zu leide käme, denn es war ihr eigenes Kind. Die Frau, die während des Ganzen schwieg, gab letztlich zu, dass das Kind nicht ihres gewesen ist.3 Umar war erleichtert und bedankte sich bei Ali (a.).4
6. Ein Mann erzählte, dass er seinen Tag mit der Versuchung beginne und dies liebe und den Juden und Christen glaube. Er möge die Wahrheit nicht. Er glaube an das, was er nicht sehe und bezeuge das, was noch nicht geschöpft sei. Auf Grund dieser und ähnlicher Aussagen wurde dieser Mann eines Tages vor Umar geschleppt. Umar wurden die Aussagen des Mannes mitgeteilt, über die er jedoch kein Urteil fällen konnte. So rief er Ali (a.) und erzählte ihm von dem Geschehen. Ali (a.) sagte zu Umar: „Der Mann hat Recht.“ Er führte fort und erklärte: „der Mann sagte er liebe die Versuchung, damit meint er die Sure 8 Vers 28: Und wisset, dass euer Gut und Kinder nur eine Versuchung sind. Er will damit sagen, dass er seine Kinder liebt. Der Mann sagte, dass er die Wahrheit nicht mag, hiermit meint er die Sure 50 Vers 19 des Korans: Und es wird die Trunkenheit des Todes mit der Wahrheit kommen, das ist das, wovor du auszuweichen pflegtest. Er wollte damit sagen, dass er den Tod nicht mag. Der Mann sagte des Weiteren, dass er an die Juden und Christen glaube. Damit meint er die Sure 2 Vers 113: die Juden sagen: die Christen entbehren (in ihren Glaubensanschauungen) der Grundlage. Und die Christen sagen: die Juden entbehren (in ihren Glaubensanschauungen) der Grundlage; dabei lesen sie doch (in gleicher Weise) die Schrift. Der Mann sagt, dass er an das glaubt, was er nicht sieht, damit meint er Allah. Er bezeuge das, was noch nicht geschöpft ist, damit meint er die Auferstehung.“
Daraufhin sagte Umar. „Auzu Billah min muasila la Aliun lahalaka Umar“ (d.h. „Ich suche Zuflucht bei Allah vor solchen Problemen und Schwierigkeiten. Wenn Ali (a.) nicht anwesend wäre, wäre Umar verloren“).5
7. Eines Tages kam ein junger Mann zu Umar und beklagte seine Mutter. Er sagte, dass seine Mutter ihre Mutterschaft leugne. Umar ließ die Frau zu sich kommen, um auch sie anzuhören. Die Frau kam mit ihren vier Brüdern. Daraufhin fragte Umar die Frau, ob der junge Mann ihr Sohn ist. Sie bezeichnete den Jungen als ein Lügner und behauptete ihn nicht zu kennen. Umar wusste nicht wem er glauben sollte. Der Junge hatte keine Zeugen, die Frau dagegen ihre Brüder bei sich. Also rief Umar Ali (a.) zu sich. Ali (a.) führte ein kurzes Gespräch mit der Frau und stellte dabei fest, dass diese etwas verheimlichen würde. Die Frau war ledig und stand unter der Vormundschaft ihrer Brüder. Kurz danach fällte Ali (a.) sein Urteil und sprach: „Im Namen Allahs, ich vermähle diese Frau mit diesem jungen Mann und bezahle ihr aus meiner eigenen Tasche 400 Dinar als Mitgift.“ Er sprach weiter zu dem jungen Mann: „Nimm deine Frau und geht nach Hause.“ Im selben Moment rief die Frau schockiert: „Nein! Nein! Das geht nicht! Der Junge ist mein Sohn.“ Somit stellte sich die Tatsache heraus. Und die Anwesenden riefen: „Allahu- Akbar! Allahu- Akbar!“
8. Shaykh Solayman Balkhi schreibt: „Wenn die Ashab des Heiligen Propheten Fragen über die Vorschriften aus dem Koran hatten, fragten sie Ali (a.). Umar hat an verschiedenen Orten schon zahlreiche Male ausgesprochen: „LAULA ALIUN LAHALAKA UMAR“ (d.h. „Umar wäre verloren, wenn Ali nicht da wäre“).6
Auch Uthman stellte seine Fragen bzgl. wissenschaftlichen, politischen, juristischen oder religiösen Problemen und Schwierigkeiten an Ali (a.).7
1 Buch: Kash-Ful-Qame, S.33.
2 Buch: Nasekhotta Warikh.
3 Buch: Irshad-Mufid, Band 1, Teil 2, S.59.
4 Bemerkung: Der deutsche Dichter und Schriftsteller Bertolt Brecht hat diese Geschichte unter den Namen: „Kaukasischer Kreidekreis“ als ein Theaterstück geschrieben.
5 Buch: Fusul-al-Muhimme, Seite 18.
6 Buch: Yanabi ul Mawaddah, Teil 14, Seite 70.
7 Merke: Liebe Leser/in Allah, der Erhabene, fragt Sie und mich in Sure 10 Vers 35: „…Sprich: Allah leitet zur Wahrheit. Ist nun der, welcher zur Wahrheit leitet würdiger, dass man ihm folgt oder der, der nur dann zur Wahrheit leitet, wenn er selbst Rechtleitung empfangen hat? Was fehlt euch nur, dass ihr so (falsch) urteilt?“
Vergessen Sie nicht, dass wir darauf antworten müssen!