Erläuterung des Verses über die „Mubahala“ (Selbstverfluchung)

In den letzten Lebensjahren des Heiligen Propheten (s.a.) kamen über 70 Christen aus Nadschran zu ihm (s.a.) nach Medina und stritten mit ihm über den Propheten Jesus (a.). Sie wollten beweisen, dass er selbst Gott bzw. Gottes Sohn ist. Daraufhin sandte Allah folgenden Vers hinab.

Wenn also jemand mit dir darüber streitet, nachdem, was dir an Wissen gewährt wurde, so sprich: „Kommt her, lasst uns rufen unsere Söhne und eure Söhne unsere Frauen und eure Frauen und unsere Seelen und eure Seelen. Als dann wollen wir zu Allah flehen und mit Allahs Fluch die Lügner bestrafen.“1

Dann forderte der Heilige Prophet (s.a.) die Christen aus Nadschran zur Selbstverfluchung („Mubahala“) heraus. Dabei erfleht jede Seite für sich die Verfluchung, sollte sie im Unrecht sein. Wie es im Vers heißt, sollen die Männer, Frauen und Kinder hier dran teilnehmen. Die Christen baten den Heilligen Propheten um einen Abend Bedenkzeit. Die Christen fragten sich, welche Leute der Prophet mit sich bringen würde. Als dann beide Parteien am nächsten Morgen am vereinbarten Ort erschienen, erblickten sie den Heiligen Propheten (s.a.) in Begleitung einer Frau (Fatima Zahra (s.), zweier Kinder (Hassan (a.) und Hossein (a.) und eines Mannes (Ali (a.)). Der Heilige Prophet nahm Hassan und Hossein an der Hand, hinter ihnen ging Fatima und hinter ihr Ali. Der Älteste unter den Christen fragte den Propheten, wer denn diese vier anderen Personen seien. Er (s.a.) antwortete: „Die Frau ist meine Tochter. Die zwei Kinder sind meine Enkelkinder und der Mann ist mein Vetter und Schwiegersohn.“

Als die Christen das hörten, verhinderte der Älteste der Christen die „Mubahala“ und fügte hinzu: „Wenn Muhammad und seine Leute die Selbstverfluchung vollzogen hätten, würde es keinen Christen mehr auf der Welt geben.“

An diesem Tag waren Ali (a.), Fatima (s.), Hassan (a.) und Hossein (a.) mit dem Heiligen Propheten (s.a.) anwesend. Sie alle sind die Leute des Umhangs und gleichzeitig auch die Ahl ul Bayt des Propheten Muhammad (s.a.).2

Namensliste der 14 Reinen („Masumin“) bzw. der 12 Imame

Nr.

Geburt Name

Name des Vaters

Rufname

Volksmundname

Geburtsjahr

Martyrium

Mhammad

Abdullah

Abul Qasim

Rasulullah

53 v.H

571 n.Chr.

10 n.H

634 n.Chr.

1.

Ali

Abu Talib

Abul Hassan

Amir ul Muminin

23 v.H

40 n.H

Fatima

Muhammad

Zahra

Fatima Zahra

8 v.H

10 n.H

2.

Hassan

Ali

Aba Muhammad

Mudschtaba

3 n.H

50 n.H

3.

Hossein

Ali

Aba Abdullah

Said Schuhada

3 n.H

61 n.H

4.

Ali

Hossein

Abul Hassan

Zain ul Abidin

38 n.H

94 n.H

5.

Muhammad

Ali

Abu Dschafar

Baqir

57 n.H

114 n.H

6.

Dschafar

Muhammad

Aba Abdullah

Sadq

80 od. 83 n.H

148 n.H

7.

Musa

Dschafar

Abul Hassan

Kazim

128 n.H

183 n.H

8.

Ali

Musa

Abul Hassan

Reza

143 od. 153 n.H

203 n.H

9.

Muhammad

Ali

Abu Dschafar

Dschawad

195 n.H

220 n.H

10

Ali

Muhammad

Abul Hassan

Hadi

212 od. 214 n.H

254 n.H

11.

Hassan

Ali

Abu Muhammad

Askeri

231 od. 232 n.H

260 n.H

12

Muhammad

Hassan

Abul Qasim

Mehdi

255 n.H

———-

Erklärung:

v.H= Vor der Hidschra (Auswanderung/Emigration).
n.H= Nach der Hidschra.

Alle Imame, außer der Heilige Prophet, sind entweder getötet oder vergiftet worden. Der 12. Imam hingegen lebt in der Verborgenheit.

Bemerkung 1:

Solange ein Mensch seinen Schöpfer nicht kennt, kann er den Propheten nicht kennen. Solange ein Mensch die Propheten nicht kennt, kann er auch nicht die (reinen) Imame kennen.

Imam Dschafar Sadik hat uns diesbezüglich ein Bittgebet gelehrt:

Oh mein Allah, mache Dich mir erkenntlich. Falls Du Dich mir nicht erkenntlich machst, werde ich auch nicht Deinen Gesandten erkennen können.

Oh mein Allah, mache mir Deinen Gesandten erkenntlich. Falls Du mir Deinen Gesandten nicht erkenntlich machst, werde ich Deine Imame nicht erkennen können.

Oh mein Allah, mache mir Deinen Imam erkenntlich. Falls Du mir Deinen Imam nicht erkenntlich machst, werde ich irregehen.“

(arab. „Allahumma arrefni nafsaka va ennaka enlam to arrefni nafsaka lam aaref nabiyyeka.

Allahumma arrefni Rasulaka va ennaka enlam to arrefni rasulaka lam aaref hudschataka (hudscha- Beweis).

Allahumma arrefni hudschataka va ennaka in lam to aaref ni hudschataka inni zalalto an dieni.“)

Der Heilige Prophet sagte:

Wer seine Seele kennt, kennt seinen Schöpfer“ (arab. „Man arafa nafsahu, arafa rabbahu.“)

Wer seinen Imam (Masum) der Zeit nicht kennt und stirbt, der stirbt wie in der Torheitsära.“

Bemerkung 2:

Die Gesandten, einige von ihnen gaben wir Vorrang vor den anderen…“3

Die Ränge der Propheten sind unterschiedlich. Prophet Muhammad (s.a.) ist das „Siegel der Propheten“, nach ihm wird kein Prophet mehr kommen, womit sein Rang höher ist, als der aller anderen Propheten. Auch der Rang der Imame (Masum) ist höher als der aller anderen Propheten. Hierfür gibt es Beweise aus den Überlieferungen und dem Heiligen Koran.

Bemerkung 3:

Nach Imam Dsdchafar ibn Muhammad as Sadik sind drei Dinge von großem Wert. Diese sind:

Das Buch Allahs (der Koran)

Das Haus Allahs (die Kaaba)

Die Ahl ul Bayt des Heiligen Propheten

Mit jedem Segensgruß („Salawat“) werden alle 14 Personen gemeinsam gegrüßt.

Weiter im Text fahren wir fort mit diesem Koran Vers. „Und ich verlange dafür keinen Lohn von euch; mein Lohn ist allein beim Herrn der Welten.“4 Daraus entnehmen wir, dass der Prophet für seine Bemühungen keinen Lohn oder Gegenleistung vom Volk verlangen darf.

„…Ich verlange dafür keinen Lohn von euch, es sei denn die Liebe zu der Verwandtschaft (Al Qurba)…“. Gemeint ist damit die Ahl ul Bayt, „Ale Muhammad“, „Ale Kisa“.

Bemerkung:

Max Henning übersetzte den Koran vom Arabischen ins Deutsche. Bei seiner Übersetzung der Sure 42, Vers 23 fügte er das Wort ‚eure‘ in Klammern ein. Seine Übersetzung sieht so aus „…Ich verlange dafür keinen Lohn, es sei denn die Liebe zu (euren) Nächsten…“. Gemeint ist demnach, dass Allah die Liebe der Muslime zu ihren Familien als den Lohn des Heiligen Propheten bestimmt habe.

Danach muss man sich allerdings fragen, ob Allah denn wirklich, so wie Max Henning es meint mit seiner Übersetzung, den Lohn des Heiligen Propheten für all die Jahre der Verbreitung des Islams und den Kampf gegen Tyrannen, nicht die Liebe der Muslime zu der Ahl ul Bayt, sondern die Liebe z.B. von Herrn Max Hennig zu seinen eigenen Verwandten verlangt.

Subhanallah!

Man muss wissen, dass diejenigen, die Imam Hossein (a.) samt allen weiteren Nachkommen des Propheten in Kerbela getötet haben, keine Christen oder Juden waren, sondern Menschen, die den Islam „angenommen“ hatten.

Schlusswort:

Allah verlangt von uns Menschen „Iman“, das heißt, die Kenntnis und Liebe vereint.

Das Zeichen der wahren Liebe zu der Ahl ul Bayt ist die Vermeidung von Sünden und das Beachten der Gebote und Verbote des Islams.

Letztlich sind wir bei der Antwort unserer Frage angekommen. Wir haben uns gefragt, warum einige Gefährten des Propheten ihren Treueeid, den sie bei Ali (a.) vor den Augen des Heiligen Propheten (s.a.) in Ghadire Chum abgelegt haben, gebrochen haben? Ziehen wir nun Vers 49 der 15. Sure heran, erkennen wir, dass die Muslime in zwei Gruppen eingeteilt werden. Auf der einen Seite „die Gläubigen“ und auf der anderen Seite diejenigen, die den Islam (einfach) „nur angenommen“ haben. Wenn wir uns an die oben erörterten vier Stufen erinnern, wird klar, dass die Muslime der ersten drei Stufen den Islam nur angenommen haben, wohingegen die Muslime der 4. Stufe die wahren Gläubigen sind. Wir haben bewiesen, dass die Kombination von Wissen und Liebe im Herzen liegt bzw. liegen muss und dass die Verschmelzung der beiden Komponenten den „Iman“ (Glaube) ausmacht.

Liebe ist also in Bezug auf Allah, Muhammad (s.a.) und die ale Muhammads.

Als Antwort ist zu sagen, dass diejenigen, die ihren Treueeid gebrochen haben, keine Mumin, also keine wahren Gläubigen waren. Sie haben den Islam demnach nur angenommen aber nicht verinnerlicht. Viele von ihnen waren kurz bevor sie ihren Treueeid abgelegt haben Götzendiener gewesen und haben in den vorherigen kämpferischen Auseinandersetzungen mit den Muslimen ihre Verwandten und/oder auch ihre Stammesführer durch Alis (a.) Schwertstreich verloren. Beispielsweise hat Muaviya ibn Abu Sufyan, der spätere „Haupt“- Feind von Ali (a.) seinen Großvater Utayba, seinen Onkel Valid und seinen Bruder Hanzala während der Badr- Schlacht verloren. Aus diesem Grund waren viele von ihnen rachsüchtig.

Ihren Hasse, den sie gegen Ali (a.) hegten, konnten sie zu Lebzeiten des Propheten natürlich nicht offen zeigen, nach dem Ableben des Heiligen Propheten (s.a.) trat ihr Hasse jedoch deutlich zu Tage. Sie wussten genau, dass Ali (a.) aufgrund seiner Liebe zum Islam nicht das Schwert gegen sie erheben würde. Außerdem hatte der Heilige Prophet (s.a.) Ali (a.) schon mitgeteilt, was ihm (a.) alles zustoßen wird und bat ihn genau aus diesem Grund, geduldig zu sein und Ruhe zu bewahren.

1 Heiliger Koran 3:61.

2 Bemerkung: Zu diesem Zeitpunkt hatte der Heilige Prophet (s.a.) mehrere Ehefrauen, unter anderem Aischa (die Tochter von Abu Bakr) und Hafaza (die Tochter von Umar). Zahlreiche Überlieferungen bezeugen, dass der Prophet gesagt hat, dass es 14 reine Personen gibt. Insgesamt handelt es sich bei den 14 Personen um 13 Männer und eine Frau, diese ist Fatima Zahra (s.). Die männlichen Personen sind der Heilige Prophet (s.a.), Ali (a.) und elf reine Nachkommen von Ali (a.). Die Namen seiner Nachkommen (der Imame) hat der Heilige Prophet (s.a.) selbst genannt.

3 Heiliger Koran 2:253.

4 Heiliger Koran 26: 109, 127, 145, 164, 180.