Die Eroberung von Mekka

Nachdem die Muslime nun in den letzten acht Jahren einige kämpferischen Erfahrungen sammelten, entschloss der Heilige Prophet im achten Jahr n.H., die Stadt Mekka zu erobern, um die Kaaba (das Haus Allahs) vom dortigen Götzendienst zu befreien. Der Stamm der Quraisch hatte bislang alles unternommen, den Propheten bei jeder Gelegenheit umzubringen und ihn letztendlich auch dazu gezwungen, seine Heimat zu verlassen und nach Medina zu emigrieren. Der Heilige Prophet hatte nun 13 Jahre lang erfolglos versucht, die dort ansässigen Götzendiener friedlich zur Vernunft zu bringen.

Nicht nur in Mekka, sondern auch in Medina, nachdem der Prophet ausgewandert ist, versuchten die Quraisch weiterhin, den Islam zu vernichten und gegen den Propheten zu kämpfen und ihn von seinem Weg abzubringen. Dabei waren bislang immer wieder kleinere und größere Schlachten entfacht, durch die die Muslime Selbstbewusstsein und Stärke erlangten, bis sie sich nun endlich dazu bereit fühlten, den nächsten Schritt zu wagen und Mekka „zu befreien“.

Das Besondere dieser Eroberung war, dass der Heilige Prophet die Stadt Mekka ohne jegliches Blutvergießen einnehmen wollte. Obwohl der Prophet den Muslimen unentwegt einen Sieg hinsichtlich dieser Eroberung versprach und auch stets Sure Al- Fath rezitierte:

Wahrlich, Allah hat seinem Gesandten das Traumgesicht erfüllt, Ihr würdet gewisslich, so Allah will, in die heilige Moschee eintreten in Sicherheit mit kurz geschnittenem Haar, Ihr würdet keine Furcht haben, doch er wusste ,was ihr nicht wusstet.“1 , hatten Einige unter den Muslimen immer noch eine ängstliche Haltung den Quraisch gegenüber und waren nicht bereit, nach Mekka zu marschieren.

Der Grund einer Eroberung der Stadt ohne jegliches Blutvergießen, lag darin, dass die Stadt schon zu Zeiten Abrahams heilig war und diese Heiligkeit auch weiterhin bestehen bleiben sollte. Um dieses garantieren zu können, setzte der Prophet vorerst niemanden außer Ali (a.) über sein Vorhaben in Kenntnis, damit die Quraisch nichts ahnen sollten. Der Heilige Prophet (s.a.) besprach sich nur mit Ali (a.) über die Eroberung. Später wurden natürlich auch andere „Ashabi“ darüber informiert, womit auch ein Emigrant namens Hatib von diesem Vorhaben des Propheten erfuhr und sogleich seinen Verwandten in Mekka einen Brief mit diesem Inhalt zukommen ließ. Eine Frau sollte diesen Brief bis nach Mekka weiterleiten. Sie wurde dann aber von Ali (a.) und Zubair verfolgt und aufgehalten, nachdem der Prophet von Allah darüber unterrichtet wurde.

Nachdem der Heilige Prophet alle Vorbereitungen getroffen hatte, stand ihm ein 12.000- Mann- Heer, bestehend aus „Muhadschirun“ (= Auswanderern) und „Ansar“ (=Helfern), zur Verfügung. Bevor dieses muslimische Heer Mekka erreichen sollte, sandte der Prophet seinen Onkel, namens Abbas, nach Mekka, um die Mekkaner vor der Gefahr eines Krieges zu warnen. Diese waren auch schon in Kenntnis darüber, dass ein riesiges Heer in ihre Richtung marschierte. Auch der Führer der Mekkaner, Abu Sufyan, machte sich nun zeitgleich auf, in Richtung Medina, um weitere Informationen über die marschierenden Muslime zu sammeln. Auf dem Weg nach Medina traf Abu Sufyan auf Abbas. Dieser teilte ihm mit, dass es sich bei diesem muslimischen Heer um ein weitaus kampfstärkeres Heer handeln würde, mit einer entsprechend höheren Anzahl von Kämpfern, als bei den vorherigen kriegerischen Auseinandersetzungen.

Abbas schlug Abu Sufyan vor, mit sich mitzukommen und sich selbst davon zu überzeugen. Als Abu Sufyan nun sah, wie alle Muslime dem Heiligen Propheten (s.a.) ergeben waren, fing er an aus Angst, dem Propheten zu schmeicheln und bat den Propheten um Verzeihung. Vor lauter Angst nahm das Haupt aller Götzendiener Arabiens den Islam an.

Über den Heiligen Propheten ist im Heiligen Koran zu lesen:

Wir entsandten dich nur als eine Barmherzigkeit für alle Welten.“2 und über die Manier des Propheten ist Folgendes überliefert:

Und du besitzt ganz sicherlich hohe moralische Eigenschaften.“3

Als Bestätigung der Sure 21, Vers 107 („Barmherzigkeit für alle Welten“), war es der Heilige Prophet Muhammad (s.a.), der dem schlimmsten Feind des Islams vergeben hat. Der Heilige Prophet erlaubte Abu Sufyan nach Mekka zurück zu kehren und versprach den Mekkanern keine Rache zu nehmen, sondern Gnade walten zu lassen. In Mekka hat der Heilige Prophet ausgewählte Häuser, unter anderem auch das Haus Abu Sufyans, als Zufluchtsort erklärt.

Beim Eintreffen in Mekka war die Fahne des Islams in den Händen von Sad ibn Ibad. Als sich Sad nun aber einige Fehltritte erlaubte und der Heilige Prophet dies sah, übergab er die Fahne Ali (a.). Während die Götzendiener Mekkas auf die Rache der Muslime warteten, ritt Ali (a.) voller Stolz in die Stadt hinein und hinter ihm eine riesige Schar stolzer Muslime. An der Kaaba angekommen rief der Heilige Prophet (s.a.) den Anwesenden zu:

Es gibt keine Gottheit außer Allah. Er ist der Einzige, Er ist der Alleinige. Er hat Sein Versprechen gegenüber Seinen Dienern gehalten und verhalf uns zum Sieg.“

Dies war der erste Tag, an dem der Ruf des Islams durch die Stadt hallte. Später noch ging Bilal, der Muezzin (= Gebetsrufer), auf das Dach der Kaaba und rief die anwesenden zum Gebet:

Allahu Akbar, Allahu Akbar, Allahu Akbar, Allah Akbar,

Ash- Hadu An La- ilahe illlah, Ash- Hadu An La- ilahe ilallah,

Ash- Hadu An Muhammadan Rasulullah, Ash- Hadu An Muhammadan Rasulullah,

Hayya ala Salah, Hayya ala Salah,

Hayya alal Falah, Haya alal Falah,

Hayya ala Khayril Ammal, Hayya ala Kheyril Ammal,

Allahu Akbar, Allahu Akbar,

La ilahe ilallah, La ilahe ilallah.”

Nach dem Gebetsruf (= Azan) folgte das erste Gemeinschaftsgebet der Muslime in Mekka. Der Heilige Prophet (s.a.) war natürlich der Vorbeter (auch „Imam“) und die anwesenden Muslime beteten hinter ihm. Die Muslime konnten in Mekka zum ersten Mal ihr Gebet ehrenvoll verrichten. Als das Gebet beendet war, stieg der Prophet (s.a.) auf eine Anhöhe um nicht nur zu seiner Anhängerschaft, den Muslimen, sondern auch zu den Quraisch sprechen zu können. Er begann zu erzählen, welch schmerz er aushalten musste, die ihm die Leute des Stammes der Quraisch angetan haben. Bei diesen Worten fingen die Quraisch buchstäblich an zu zittern und machten sich auf die Rache der Muslime gefasst. Dem, damaligem Kriegsrecht entsprechend, hätten die siegreichen Muslime das Recht gehabt, alle Stadtbewohner, also die Quraisch, zu töten oder zu versklaven. Die Quraisch jedoch baten um Vergebung. Bei diesem Anblick liefen Tränen über die Wangen des Propheten und er entließ die Mekkaner mit den Worten: „Nun geht! Ihr seid befreit!“4 Der Heilige Prophet bewies, nicht nur hier, dass er, wie es im Heiligen Koran beschrieben ist, eine „Barmherzigkeit für alle Weltenist.

Er vergab also den Leuten der Quraisch, woraufhin die Mekkaner Muhammad (s.a.) gegenüber nun friedlich gesonnen waren. Er befahl dann auch, die Stadt von allen Götzen zu befreien. Selbst innerhalb der Kaaba lies er Ali (a.) auf seine Schultern steigen und die Götzen, welche unter dem Dach waren, auf den Boden werfen und vernichten.

1 Sure 48, Vers 27.

2 Sure 21, Vers 107.

3 Sure 68, Vers 4.

4 Buch: Tarikhe Tabari.