Das Ableben des Heiligen Propheten Muhammad (s.a.)

Nach seiner Ankunft in Medina wusste der Heilige Prophet, dass seine Aufgabe als Prophet zu Ende war und er das diesseitige Leben bald verlassen würde. Er teilte dies auch seinen Anhängern mit. Er organisierte eine schlagkräftige Armee unter der Führung von Esame ibn Zayd, dessen Vater schon Feldführer war und als solcher Märtyrer geworden ist. Mit diesem Heer schickte der Heilige Prophet (s.a.) auch Abu Bakr, Umar und Abu Ubaida nach Damaskus. Unter ihnen gab es auch ältere Männer, die nicht nach Damaskus ziehen, sondern lieber in Medina bleiben wollten. Als Vorwand brachten sie das Alter von Esame vor.

Kurz darauf erkrankte der Heilige Prophet schwer, woraufhin ihn viele Leute besuchten. Er sprach in diesen Tagen viel über Gott, mahnte sie zu „Taqwa“ (Gottesfurcht) und erwähnte oft den Heiligen Koran. Er erinnerte oft daran, dass der Koran und seine Ahl ul Bayt (reine Nachkommenschaft) von einander unzertrennbar sind. Er wiederholte oftmals seine Worte: „Ich hinterlasse euch zwei unzertrennbare, wertvolle Dinge: Das Buche Allahs (der Heilige Koran) und meine Ahl ul Bayt. Wenn ihr euch an beiden festhaltet, werdet ihr niemals irregehen.“

Diese Hadith (Überlieferung) ist auch bekannt als die „Hadith Thaqalain“ (Überlieferung der Zwei Gewichtigen). Zu finden ist diese Überlieferung in allen islamischen Büchern.1

Wie schon gesagt, hatte der Heilige Prophet dem gesamten Heer (samt Abu Bakr und Umar) befohlen, nach Damaskus zu marschieren. Ein paar Tage darauf, sah der Prophet Abu Bakr und Umar unter den Leuten in der Moschee und er fragte beide, warum sie denn nicht mit dem Heer mitgegangen seien. Abu Bakr antwortete ihm, „…, dass er sich nach seiner (des Propheten) Gesundheit erkundigen wollte.“ Umar entgegnete ihm: „Ich wollte selbst sehen, wie es dem Propheten geht und wollte es nicht aus zweiter Hand erfahren.“2

Daraufhin forderte der Heilige Prophet (s.a.) sie dreimal auf, sich dem ausrückenden Heer anzuschließen. Sie beide, Abu Bakr und Umar, haben den Befehl des Propheten aber nicht befolgt und blieben in Medina.

Später dann verschlechterte sich die Gesundheit des Propheten von Tag zu Tag. Immer mehr Sahabi statteten dem Propheten eine Krankenbesuch ab. Dabei sprachen sie alle darüber, was nach dem Ableben des Propheten geschehen solle.

Dann sprach der Heilige Prophet (s.a.) und bat die Anwesenden: „Bringt mir Tinte und Papier, ich will euch etwas aufschreiben, damit ihr nach mir nicht irregeht.“ Darauf sagte Umar: „Der Prophet fantasiert. Er ist nicht bei sich. Das Buch Gottes (der Koran) genügt uns.“3

Als sich dann einige daran machten, Tinte und Papier zu besorgen, hielten sie einige andere davon ab und so schien die Situation zu eskalieren, bis dann der Heilige Prophet sie alle rausschicken musste.4

Im Alter von 63 Jahren verstarb der Heilige Prophet (s.a.) am 13.02.11 n.H. So wie er es wollte, wuschen Ali (a.) und Abbas, der Onkel des Propheten, den Leichnam des Heiligen Propheten nach islamischen Regeln, hüllten ihn in ein Leichentuch ein und begruben und beerdigten den Heiligen Propheten an der Stelle, wo er gestorben ist.

1 Bemerkung: Warum hat der Heilige Prophet (s.a.) die Gehorsamkeit gegenüber seiner Ahl ul Bayt so betont?

Die Antwort darauf lautet wie folgt:

Alle Propheten und Imame sind „masum“ (rein, lauter, keusch). Sie sind so zusagen „der vollkommene Mensch“ ihrer jeweiligen Zeit. Sie übertreffen an Eigenschaften, Geeignetheit und Tugendhaftigkeit jeden anderen Menschen. Vor allem besitzen sie jene drei Eigenschaften, die die übrige Menschheit nicht besitzt. Ihr Wissen bzw. Kenntnis, ihr Handeln und ihre Liebe zu Ihrem Schöpfer.

Was ihr Wissen und ihre Kenntnis betrifft, kennen sie, mit Allahs Erlaubnis, das, was sich in der Verborgenheit befindet und können sogar Einfluss auf die Schöpfung haben.

„…und als du aus Ton etwas wie eine Vogelgestalt mit meiner Erlaubnis erschaffen hast und dann hinein bliesest und es mit meiner Erlaubnis zu einem Vogel wurde.“ (Heiliger Koran 5:110)

Ihr Handeln ist für Allah fehlerfrei.

Euer Gefährte (Muhammad) ist weder verirrt noch ist er im Unrecht noch spricht er aus Begierde. Es ist eine Offenbarung, die nur offenbart wird.“ (Heiliger Koran 53: 2-4)

Was ihre Liebe zur Schöpfung bzw. zur Menschheit betrifft, so ist ihre „Eshq“ („echte“ Liebe) größer und stärker als die Liebe einer Mutter zu ihrem Neugeborenen.

So wirst du dich vielleicht noch aus Kummer über sie zu Tode grämen, wenn sie dieser Rede keinen Glauben schenken.“ (Heiliger Koran 18:6)

Zu euch ist nunmehr ein Gesandter aus euren eigenen Reihen gekommen. Bedrückend ist es für ihn, wenn ihr in Bedrängnis seid, (er ist) eifrig um euch bestrebt, zu den Gläubigen gnadenvoll und barmherzig.“ (Heiliger Koran 9:128)

Die Liebe einer Mutter zu ihrem Neugeborenen zum Beispiel ist hauptsächlich für das Diesseits, demnach also auch vergänglich, die Liebe („Eshq“) der „Reinen“ („Masum“) ist hauptsächlich für das Jenseits, also für das ewige Leben.

Wer sind denn nun die „Ahl ul Bayt“ (wörtlich übersetzt: Mitglieder des Hauses)?

Dazu müssen wir die Sure 26, insbesondere die Verse 109, 127, 145, 164 und 180 untersuchen:

Ich verlange von euch keinen Lohn, mein Lohn ist bei dem Herrn der Welten.“

Sprich: Ich verlange von euch keinen Lohn dafür, es sei denn die Liebe wie „Al Qurba“ (die nächsten Verwandten)“ (Heiliger Koran 42:23)

Um die Frage nach den nächsten Verwandten („Al Qurba“) zu beantworten, komme ich später darauf zurück.

2 Buch: Ealam Alwerdi.

3 Buch: Tarikh Tabari, Band 2, Seite 436.

4 Bemerkung: „Kurz vor seinem Ableben hatte der Heilige Prophet Ali (a.) in den Arm genommen und ihn an seine Brust gedrückt. „Oh Ali! Ich weiß es genau, diese Leute hassen dich. Ihr Hass wird aber erst nach meinem Tode nach außen treten. Wenn sie dir den Treueeid schwören, dann akzeptiere es. Bleibe andernfalls so lange ruhig und geduldig, bis du mich frevelhaft behandelt antriffst.“ ( Tabari in seinem Buch „Arriatun Nasrafi Manaqibull Ashra“)

Weiter lesen wir in „Nadhschul Balagha“, dass ibn Abbas von Umar erzählt, der ihm gesagt hat: „Ich wusste damals, was der Prophet auf Papier bringen wollte. Er wollte Ali als seinen Nachfolger bestimmen. Aber ich hielt es für ratsam, es zu verhindern.“ (Band 1, Seite 134)

Zusätzlich sagte Umar noch, dass ihnen der Heilige Koran genügen würde. Gerade deshalb hätte er doch eigentlich wissen müssen, was im Heiligen Koran, im Buche Gottes steht. „Euer Gefährte (Muhammad) ist weder verwirrt noch ist er im Unrecht, noch spricht er aus Begierde. Es ist die reine Offenbarung, die offenbart wird.“ (Heiliger Koran 53: 2-4)

Qutbeddin Shirazi, ein berühmter sunnitischer Wissenschaftler, schreibt in seinem Buch, sinngemäß:

Es ist doch klar, dass man einen Weg, ohne Wegweiser nicht gehen kann. Ich wundere mich über die Worte Umars, „da der Koran unter uns ist, brauchen wir keinen Führer“.

Das ist genauso wie die Behauptung desjenigen, der sagt, „wir bräuchten keinen Arzt, weil wir das Medizinbuch haben“. Diese Sichtweise ist inakzeptabel, denn es gibt viele, die das „Medizinbuch“ lesen, aber nicht verstehen können. Wer das Medizinbuch nicht versteht, muss zwangsweise zum Arzt gehen. So ist es auch mit dem Heiligen Koran. Wer ihn nicht versteht, muss zum „Korankenner“ gehen. (das Buch „Shabhaye Pishawar“ erwähnt auf Seite 667 das Buch „Kashful Quyub“ von Qutbeddin Shirazi)

Dazu sagt Allah im Heiligen Koran: „Hätten sie es aber vor den Gesandten und vor jene gebracht, die unter ihnen Befehlsgewalt haben, dann würden sicherlich die unter ihnen, die es entschleiern können, es verstanden haben…“ (Heiliger Koran 4:83) und weiterhin sagt Allah: „Nein, es sind klare Zeichen in den Herzen derer, denen das Wissen gegeben wart.“ (Heiliger Koran 29:49)

Das wahre Buch ist die Brust (der Verstand) der Wissenden.

Dazu gibt es auch ein Zitat Imam Alis (a.), welches lautet: „Ich bin das sprechende Buch Allahs und der Koran ist das stumme Buch Allahs.“