Umars Kalifat und sein Rat

Im Jahre 13 n.H. gab Umar den Beginn seines Khalifats bekannt. Bis auf Ali (a.) schwuren alle Umar ihre Treue. Umar regierte zehn Jahre und sechs Monate. Sogar die Hashimiten und die engsten Sahabi des Heiligen Propheten schwuren ihm ihre Treue, allerdings mit der Erlaubnis von Ali (a.). Ali (a.) wollte dadurch die Einheit der Ummah bewahren. Umar führte die ganze Zeit über Kriege mit dem Iran und Rom.

Nach dem Attentat auf ihn, setzte er, bevor er sterben musste, einen Rat zusammen, der aus sechs Personen bestand. Diese Männer, nämlich Ali ibn Abu Talib (a.), Talaha, Zubayr, Uthman, Sad Waqqas und Abdur Rahman hatten die ehrenvolle Aufgabe nach der Lebenszeit von Umar, seinen Nachfolger zu wählen.1

Umar schrieb in seinem Testament, dass sein Rat (diese sechs Männer) in einem Raum innerhalb von drei Tagen einen Kalifen als seinen Nachfolger wählen sollten. Vorausgesetzt war, dass der zu wählende Kalif einer von ihnen sein musste. Während dieser drei Tage sollte der Raum von 50 bewaffneten Männern bewacht werden.

Außerdem ordnete er an, dass im Falle einer Wahl, bei der fünf von ihnen einen wählen und einer dieser Wahl widerspricht, dieser geköpft werden soll.

Bei einem Ergebnis, bei dem sich vier für einen einigen und zwei widersprechen, sollen diese zwei geköpft werden. Wenn jedoch das Ergebnis der Wahl drei gegen drei ausfällt, soll die Entscheidung bei Abdur Rahman liegen, diejenigen die gegen diese Wahl sind, sollen geköpft werden. Falls es sein sollte, dass nach drei Tagen keiner gewählt worden ist, sollen alle sechs Personen geköpft werden. Dann sollen die Muslime unter sich einen Kalifen wählen.

Als Grund seiner Entscheidung, warum er diese sechs Personen zu seinem Rat gewählt hatte, gab er an, dass der Prophet mit diesen Männern zu frieden gewesen sei.

Später rief Umar seinen Rat zusammen. Er machte jeden einzelnen auf seine Schwächen aufmerksam und sprach zuerst zu Zubayr, dass er immer schlechte Laune habe, einen schlechten Charakter besitze und nun mal ungläubig sei. Zu Talaha sagte er, dass er den Heiligen Propheten vor seinem Tod gekränkt habe. Sad solle nachlässig und fanatisch sein, er sei für das Khalifat keineswegs geeignet. Abdur Rahman sei ein Schwächling, ein Versager. Zuletzt sprach er zu Ali und sagte: „Du machst zu viel Spaß und Scherze. Wenn du nicht so wärst, wärst du der beste für das Amt-Kalifat. Allahu Akbar Allahu Akbar wenn man deinen Glauben mit dem Glauben der gesamten Bevölkerung abwägen würde, wäre dein Glaube schwerwiegender.“2

Umar wurde von einem Mann namens Abuloeloe ermordet. Drei Tage nach seinem Tod, kam sein Rat zusammen. Sie trafen sich im Haus von Aischa.

Abdur Rahman wollte eine möglcihe Spaltung verhindern und schlug vor, dass der eine oder andere seine Stimme dem einen oder anderen geben sollte. Daraufhin gab Talaha seine Stimme an Uthman und Zubayr an Ali (a). Sad gab seine Stimme an Abdur Rahman.

Ali (a.) wusste von Anfang an, dass Uthman gewählt wird. Denn Abdur Rahman war sein Schwager und wollte selbst gar nicht Kalif werden.

Uthman versuchte Ali (a.) davon zu überzeugen, dass es besser sei, wenn Abdur Rahman die Wahl treffe und den Kalifen wähle. Auch Abdur Rahman wollte die Vollmacht bei sich haben, um den Kalifen alleine zu wählen. Ali (a.) erkannte sofort wie raffiniert sie alles geplant hatten. Er zögerte jedoch dieser Entscheidung sich anzuschließen. Uthamn sprach in diesem Moment zu ihm und sagte: „Ali, du weißt welche Folgen dein Widerstand haben würde, also wähle du auch Abdur Rahman als Richter zwischen uns beiden.“

Ali (a.) antwortete: „Du brauchst mir nicht mit dem Tod zu bedrohen. Ich sehe alles ganz klar und deutlich. Alles spricht für dich. Ich weiß, dass Abdur Rahman zu dir halten wird und sich gegen Recht und Gerechtigkeit entscheiden wird. Aber mir bleibt Heute keine andere Wahl. Ich wähle ihn auch als Richter, wenn er verspricht seine Verwandtschaft mit zu dir außer acht zu lassen.“

Abdur Rahman schwur natürlich, dass er das tun wird. Kurz danach rief er alle Muslime in die Moschee. Vor allen Anwesend sprach Abdur Rahman zu Ali (a.):

O Ali! Ich sehe das Interesse der Ummah liegt darin, dass du das Kalifat übernimmst und die Muslime mit dir den Treueid schließen. Falls du uns versprichst, dass du nach Gottesgesetz und den Brauch des Heiligen Propheten und den Methoden der beiden verstorbenen Kalifen das Amt führst.“3

Ali (a.) stand auf und antwortete: „Ich werde nach Gottesgebot und dem Brauch des Heiligen Propheten handeln.“4 Selbstverständlich erwarteten die Anwesenden nichts anderes von Ali (a.). Daraufhin schaute Abdur Rahman zu Uthman und stellte dieselbe Frage auch an ihn. Uthman stand voller Freude auf und sprach laut:

„Ich schwöre, ich werde die Methoden der Verstorbenen Shaykhs anwenden und nicht anders Handeln, als die Kalifen vor mir.“

Abdur Rahman nahm sofort die Hand von Uthman und schloss vor allen Anwesenden Treueid mit ihm. Darauf folgten die bani Umayye und andere, die mit Uthman Treueid schlossen.

Somit hatte Abdur Rahman seine wichtigste Rolle im Leben vollbracht. Die Szene war von Anfang an schon geplant. Noch viel besser hätte die es gefunden, wenn Ali (a.) während der Sitzung Widerstand geleistet hätte und die Wächter ihn „gezwungener Weise“ töten müssten.

Ali (a.) hat seine Vortrefflichkeit bzw. Verdienste im Islam in dem 6 Personen Rat wiederholt; die er früher bei Abu Bakr erwähnt hatte. Die Ratsmitglieder haben Alis (a.) Worte bestätigt. Dann sagte Ali (a.):

Fürchtet Allah, den Einzigen und widersetzt euch gegen seine Worte nicht! Überlässt das Recht den Berechtigten. Folgt dem Brauch des Propheten. Wer sich dem Brauch des Propheten widersetzt, widersetzt sich gegen Gottesgesetz. Gebt das Kalifat dem, wem es gehört.“

Die fünf Mitglieder haben einander geschaut und sagten:

„Deine Vorzüglichkeiten kennen wir! Wir wissen, dass du für das Kalifat geeigneter bist als wir. Aber du machst keine Unterschiede unter den Menschen (gemeint ist bei der Verteilung der Staatsgüter usw.) Wenn wir dich wählen, setzt du uns den einfachen Menschen gleich. Aber Uthman ist nicht so. Er nimmt unsere Interessen wahr.“5

1 Bemerkung: Umar wollte zu keinem Zeitpunkt Ali (a.) als seinen Nachfolger haben. Aus diesem Grund, um dies zu verhindern, setzte er diesen besagten Rat zusammen.

Er war sich sicher, dass diese sechs Männer Ali (a.) nicht zum Kalifen wählen würden. Denn Sad ibn Waqqas hasste Ali (a.), da Ali im Krieg gegen die Götzdiener seinen Onkel getötet hatte. Der Sohn von Sad ibn Waqqas war Yasids Befehlshaber in Kerbela und der Mörder von Hossain (a.). Sad war ein Vetter von Abdur Rahman und Abdur Rahman war der Schwager von Uthman.

2 Buch: Tarikh Tabarsi Montakhab Tawarikh, Seite 172 Sharhe Nahgul Balaqi/ von Ibn-Abil-Hadid.

3 Bemerkung: Abdur Rahman wusste ganz genau, dass Ali (a.) niemals nach den Methoden Abu Bakrs und Umars handeln würde. Die beiden verstorbenen Kalifen hatten viel Bedat (Neuerung in der Religion) in den Islam eingeführt. Der Heilige Prophet hatte aber oftmals darauf gewiesen, dass Bedat verboten ist.

4 Bemerkung: Manche behaupten, der Prophet hätte absichtlich seinen Nachfolger nicht bestimmt. Er hätte die Wahl des Kalifats an die Ummah überlassen.

Nun wenn es denn so wäre, warum hat Abu Bakr seine Beriefe mit dem Satz: „Kalifator Rasulullah“ (d.h. Kalif des Allahs gesandten) unterschrieben? Er war doch nicht vom Propheten bestimmt! Oder?

Warum hat er seinen Nachfolger, den Kalif (Umar) per schriftlicher Dekret bestimmt?

Warum hat Umar für die Wahl seines Nachfolgers nicht die Methode Abu Bakrs angewendet? Warum hat er seinen Nachfolgern nicht per Dekret bestimmt?

Warum wollte Umar die Oppositionellen töten lassen? Wobei Umar wusste, dass Ali (a.) niemals mit den anderen fünf Personen den Treueid ablegen würde. Warum wollte Umar Ali (a.) töten lassen?

5 Buch: Ihtigag Tabarsy, Band 1, Seite 192-210.