Hadsch –ul- Veda

Im 10 Jahr n.H. entschied sich der Heilige Prophet für seine letzte Pilgerfahrt bei der Kaaba und lud alle Muslime aus ganz Arabien ein. Schätzungen nach kamen rund 100.000 Menschen aus ganz Arabien zu diesem Ereignis. In der Islamischen Geschichte ist diese Pilgerfahrt als Abschieds- Pilgerfahrt („Hadschul Veda) bekannt.

Der Heilige Prophet wurde (von Allah) darin unterrichtet, dass er bald seine letzte Reise antreten werde und dass das diesseitige Leben bald enden wird. Auf dieser letzten Hadsch (Pilgerfahrt) wollte der Heilige Prophet den Muslimen noch einmal alle Hadsch- Rituale lehren. Die rituellen Handlungen, die wir nun heute noch während der Hadsch vollziehen, sind dieselben, die der Heilige Prophet (uns) damals gelehrt hatte.

Nach Beendigung der Hadsch machten sich nun alle Teilnehmer auf den Heimweg. Die Reiseroute trennte sich weit außerhalb von Mekka an einer Kreuzung, an der sich Regenwasser in einer Senke sammelte, deren Name „Ghadir Chum“ (übersetzt: „Brunnen von Chum“) ist. Die Wasserstelle ähnelte einem Teich.

Als nun auch der Heilige Prophet diese Kreuzung erreichte, erschien ihm der Erzengel Gabriel und las ihm folgenden Vers:

Oh du Gesandter! Verkündige was dir herab gesandt war von deinem Herrn; und wenn du es nicht tust, so hast du deine Botschaft nicht verkündigt. Allah wird dich vor den Menschen schützen. Wahrlich, Allah weist nicht dem Volk der Ungläubigen den Weg.“1

Nachdem dem Heiligen Prophet dieser Vers offenbart wurde, unterbrach er die Reise und ordnete alle Hadsch- Teilnehmer an, sich an der Senke zu versammeln. Als sich dann alle anwesenden Muslime versammelten, führte der Heilige Prophet das Gemeinschaftsgebet.

Nach dem Gemeinschaftsgebet stieg der Heilige Prophet auf eine Anhöhe, zu seiner Rechten stand Ali ibn Abu Talib (a.). Der Prophet begann seine Ansprache indem er Allah lobpreiste, dann sprach er direkt zu den Anwesenden:

Stehe ich den Gläubigen nicht näher als sie zu sich selbst (stehen)?“2 Daraufhin nahm der Prophet Alis Hand und rief: „Wessen Maula ich bin, dessen Maula ist Ali.“- und in Richtung Himmel sprach der Prophet „Oh Allah! Liebe diejenigen, die Ali lieben. Verfluche diejenigen, die Ali gegenüber feindlich gesonnen sind und helfe denjenigen, die Ali helfen und sei Alis Feinden ein Feind.“3

Der Geschichtsschreiber Tabari schrieb folgendes über dieses Ereignis:

„Der Dichter Hisam verlas daraufhin (auf das Ereignis hin) seine Gedichte:

Am Ghadir ließ der Prophet die Muslime versammeln, mit lauter Stimme, alle haben es gehört. Fragte der Prophet: Wer ist euer Maula und Vali? Alle antworteten: „Dein Gott ist unser Maula und Befehlshaber und Du bist unsere uneingeschränkte Autoritätsperson. Wir werden dir gehorsam sein.“

Stehe auf!“- sagte der Prophet (s.a.) zu Ali (a.). „Ich habe dich zum Imam (Führer) und zum Imam nach mir bestimmt. Wessen Maula ich bin, dessen Maula ist auch Ali!“4

Des Weiteren berichten alle Geschichtsschreiber, dass die Sure 5, Vers 67 am 18. Dhul Hidscha (Islamsicher (Pilgerfahrts-) Monat) dem Heiligen Propheten offenbart wurde. Der Ort der Offenbarung war die Region um Ghadir Chum, in welcher der Prophet die Reise unterbrochen und alle anwesenden Muslime dazu aufgefordert hat, Ali Treue zu schwören.5

Schlusswort:

Der Heilige Prophet (s.a.) wurde also von Allah aufgefordert, kurz vor seinem Ableben noch einmal, am jenem Tage (18. Dhul- Hidscha – islamischer Pilgerfahrtsmonat) und an dem Ort „Ghadir Chum“ seine Worte zu wiederholen, die er damals 23 Jahren vorher am „Tag der Warnung“ (Yaumul Inzar) im Hause Abutalibs vor seinen nächsten Verwandten (damals waren 40 Männer anwesend) gesagt hatte. Damals hatte der Prophet seine Verwandten mit den Worten „Merkt euch! Ali ist mein Bruder, mein Wesir, mein Erbe, mein Nachfolger und mein Kalif nach mir!“ aufgefordert, ihm auf dem Wege Allahs zu folgen.

Es ist die reine Wahrheit.

Wenn es um Egoismus und weltliche Interessen geht, sind die Menschen sogar dazu bereit ein Axiom wie 2 x 2 = 4 zu leugnen.

Zusätzlich ist im Buch „Shawahid Attanzil“ geschrieben, dass der Vers 3 der 5. Sure am 18. Dhul- Hidscha hinab gesandt wurde. (Band 1, Seite 193)

„…Heute sind die Ungläubigen an eurem Glauben verzweifelt also fürchtet sie nicht, sondern fürchtet Mich. Heute habe ich eure Glaubenslehre für euch vollendet und meine Gnade an euch erfüllt und euch den Islam zur Religion erwählt.“ (Sure 5, Vers 3)

In Anbetracht der Sure 5, Vers 67 und 3 kann man erst begreifen, was am 18. Dhul- Hidscha in Ghadir Chum geschah.

Allah, der Erhabene hat mit der Ernennung Alis (a.) zum „Maula“ („Imam“- Führer, Vormund, Machthaber, uneingeschränkte Autorität, Helfer, Befreier, Liebhaber) aller Muslime, unsere Religion den Islam vollendet.

Mit anderen Worten wäre der Islam als Religion, ohne die Bekanntmachung und Ernennung Ali ibn Abu Talibs (a.) zum „Maula“ aller gläubigen Muslime, nicht vollständig.

Als der besagte Vers (Sure 5, Vers 3) auf den Propheten hinab gesandt wurde, sagte er: „Allahu akbar, Allahu akbar!“ Wegen der Vollkommenheit seiner Religion, Vervollständigung seiner Wonne und der Zufriedenheit des Herrn mit der Wertung der Anhängerschaft Ali ibn Abu Talibs! (Buch„Shawahid Attanzil, Band1, Seite 157)

Ein anderes Beispiel von einem sunnitischen Geschichtsschreiber Sabet ibn Geuzi ist in seinem Buch „Tazkir ibn Geuzi“ in Teil 2, auf Seite 20 zu lesen. Er schreibt die Worte des Heiligen Propheten wie bereits aufgezeigt „Man konto Maula fa haza Alijon Maula“ (Wessen Maula ich bin, dessen Maula ist auch Ali!) und vermerkt dazu, dass dies klare Worte sind, was die Führerschaft und Akzeptanz beweisen.

1 Sure 5, Vers 67.

2 Bemerkung: Die Rede des Heiligen Propheten basiert auf Sure sechs, Vers 33: „Stehe ich euch nicht näher, als ihr zu euch selbst?“

Nach seiner Rede ordnete der Heilige Prophet die Anwesenden an, Ali (a.) den Treueeid zu schwören und ihn mit dem Titel ‚Amir al Muminin‘ (Fürst der Gläubigen) zu rufen. Der Erste, der zu Ali (a.) ging, war Umar ibn Chatab. „Sehr schön Ali! Du bist mein Maula und der Maula aller gläubigen Männer und Frauen.“ (Arab.:Bakhen ya Ali!Asbahta Maulaja wa Maulaja kole Mumenen wa Mumenah).

Nachdem der Heilige Prophet dies verkündet hatte, mahnte er alle Anwesenden dazu, dieses Ereignis auch mit den Nichtanwesenden zu teilen und ihnen zu erzählen, was „Hier und Heute“ passiert ist.

3 Buch: Fusul Aluhimme, Seite 27.

4 Buch: Ihtidschadsch.

5 Bemerkung: Der Heilige Prophet sagte: „Man kanato Maula fa haza Ali jon Maula“ (Wessen Maula ich bin, dessen Maula ist Ali.).

Die Bedeutung des Wortes „Maula“ ist im Arabischen mehrdeutig.

Ibn Sabbaq Maliki schreibt: „Fa yakuno ma na alhadith, man konto Maula, man konto Naserahu ao Hamimahu ao Sadigahu fa enna Alijon jakuno kazalik.“ (Wessen Unterstützer oder Freund ich bin, dessen Freund ist auch Ali), diesem Wortlaut nach wollte der Heilige Prophet mit Wort „Maula“ sagen, dass Ali (a.) nur ein „Freund“ der gläubigen Muslime sei.“

Dem Wortlaut ibn Sabbaq Malikis nach zu urteilen, bedeutet „Maula“ entweder Unterstützer, enger Freund oder einfach nur Freund. Ibn Sabbaq Maliki und seine Anhänger meinen, dass der Heilige Prophet tausende von Menschen, die zusammen mit dem Propheten Muhammad (s.a.) zur Abschieds- Pilgerfahrt geeilt sind, nur deshalb an jenem Ort in der Wüste und in dieser Hitze versammelt hat, um ihnen allen zu sagen, was ibn Sabbaq Maliki unter dem Wort „Maula“ verstehen will, nämlich, dass Ali (a.) nur ein „Freund“ der gläubigen Muslime sei.

Wenn es denn wirklich so wäre, muss man sich fragen, ob es denn wirklich notwendig war, diese gesamte Menschenmasse in der Wüste zu versammeln, um ihr dies mitzuteilen. Hätte der Prophet (s.a.) nicht einfach allein mit Ali (a.) darüber reden können?

Im Heiligen Koran gibt es verschiedene Bedeutungen für das Wort „Maula“, es bedeutet unter anderem: Sklave, Freier, Befreier, Nachbar, Teilhaber, Genosse, Vertragspartner, Verbündeter, Vetter, Schwiegersohn, Verwandter, Liebhaber, Helfer und Freund aber vor allem bedeutet es „Vormund, Machthaber, uneingeschränkte Autorität“.

Ibn Sabbaq hingegen möchte unter diesen vielen Bedeutungen des Wortes nur die drei oben genannten verstehen.

Im Heiligen Koran lesen wir aber:

Oh du Gesandter, verkündige, was zu dir hinabgesandt ward von deinem Herrn, und wenn du es nicht tust, so hast du deine Botschaft nicht verkündigt. Allah wird dich vor den Menschen schützen. Wahrlich, Allah weist nicht dem Volk der Ungläubigen den Weg.“ (Sure 5, Vers 67)

Aus diesem Vers erschließt sich, dass dem Heiligen Propheten (s.a.), im Moment vor der Verkündung der Nachricht, ein weiterer Vers hinab gesandt wurde und zwar die Veröffentlichung eben dieser Nachricht über die Stellung Alis (a.).

Bis zur hinab Sendung diesen Verses hatte der Prophet diese Nachricht noch nicht ausreichend kundgetan, er hatte es hinausgezögert. Der Heilige Prophet wusste, dass diese Information seiner 23 jährigen Arbeit entsprach und sie so wertvoll war, wie die langjährigen Kämpfe des Propheten für den Islam.

Dazu hatte der Heilige Prophet (s.a.) auch noch (berechtigte) Bedenken gegenüber einigen Leuten. Dann stellt sich natürlich die Frage, wer diese Leute waren, gegenüber denen der Prophet erhebliche Bedenken hegte.

Aus dem Koranvers lässt sich ebenfalls entnehmen, dass Allah seinen Gesandten dazu aufforderte, seine Aufgabe zu erledigen und ihm dabei auch seine Unterstützung versicherte.