Die Kamel Schlacht

Der Krieg gegen Nakethin

Die Ursache des Kamelkriegs war der Wunsch mancher Kreise, ihre Privilegien, welche sie nach dem Ableben des Heiligen Propheten (s.a.) unrechtmäßig erhielten, zu bewahren. Ali (a.) wollte unrechtmäßige Privilegien abschaffen. Leute wie Talha oder Zubeyr wollten die Veränderungen, die sich auf Gerechtigkeit beriefen, nicht hinnehmen und erhoben sich gegen Ali (a.). Um ihre Intrigen zu organisieren, verließen sie Medina und zogen nach Mekka. In Mekka trafen sie Aischa. Um die Stellung Aischas für sich nutzen zu können, verleiteten sie Aischa dazu, die Führung ihrer Gruppe zu übernehmen. Daraufhin erklärten sie Aischa auch als ihre Kriegsherrin. Auch Abdullah ibn Hazarmy, der Gouverneur von Mekka schloss sich der Gruppe an. Er war einer, der Anhänger von Uthman und ein bekannter Widersacher von Ali (a.). Er unterstütze die Gruppe mit Geld und Waffen. Talha, Zubayr wie auch Aischa und ein paar andere in der Gruppe waren, zu seiner Lebenszeit, aktiv gegen Uthman. Nun gaben sie aber als Motiv für ihre Verschwörung, die Rache für das Blut von Uthman an.

Nach langen Überlegungen und Besprechungen entschlossen sie sich dazu, Ali (a.) zu beschuldigen und gegen ihn einen Krieg zu führen. Aischa versuchte nebenbei die anderen Frauen des Heiligen Propheten mit in ihre Verschwörung einzubeziehen. Sie sprach mit Hafaza1 und mit Umma Salama.

Umma Salama widersprach Aischa und warnte sie davor, gegen Ali (a.) einen Krieg zu führen. Sie erinnerte Aischa an ihre Worte gegen Uthman und fragte sie: „Warum hast du deine Meinung über Uthman geändert? Du weißt doch, dass Ali (a.) der Bruder des Propheten und sein Nachfolger ist. Heute haben fast alle, Ansar und Muhadischirun, mit Ali (a.) einen Treueid geschlossen. O Aischa! Hast du die Worte des Heiligen Propheten (s.a.) an uns vergessen?“

Anschließend las Umma Salama die Sure 33, Vers 34 vor:

Bleibt in euren Häuser und Prunkt nicht wie in der Zeit der Torheit.“

Aischa fehlten die Worte, sie schwieg und verließ Umma Salama. Sie war jedoch entschlossen ihren Plan durchzuführen und ging zu Hafaza. Diese war auch kurz davor, sich dem Plan von Aischa anzuschließen, ihr Bruder ließ dies jedoch nicht zu. Abdullah ibn Umar durchschaute den Plan, warnte seine Schwester und riet ihr davon ab, sich Aischa anzuschließen.2

Wie bereits erwähnt stellte der Gouverneur von Mekka den Verschworenen Geld und Waffen zu Verfügung. Des Weiteren schenkte er Aischa ein Kamel, sogenannte „Askar“ (der Krieger). In kurzer Zeit versammelten sich viele Widersacher Alis (a.) in Mekka. Nachdem ausreichend viele Menschen zusammengekommen waren, ritten sie gemeinsam, unter der Führung von Aischa, nach Basra. Sie versuchten so schnell wie möglich dort anzukommen, um dort, vor Ali (a.) ihren Platz einzunehmen.

Unterwegs erreichten sie einen Ort namens „Hauab“. Dort machten sie Rast. In dieser Nacht kamen sehr viele Hunde zu dem Zelt, indem Aischa schlief. Die Hunde jaulten vor ihrem Zelt, sodass Aischa nicht schlafen konnte. Sie stand auf, ging aus ihrem Zelt und erkundigte sich nach dem Namen des Ortes, an den sie sich befanden. Einer ihrer Mitstreiter sagte, dass der Ort „Hauab“ hieße. Aischa konnte sich in dem Moment nicht fassen, sie fing an am ganzen Körper zu zittern und wollte unbedingt zurück nach Mekka. Niemand verstand was plötzlich los war, warum sie plötzlich zurück wollte, wo sie doch ihrem Ziel so nah waren. Talha und Zubayr durchblickten dann, als ersten, die plötzliche Meinungsänderung von Aischa. Es lag an dem Wort „Hauab“. Sie versuchten dringend was gegen die Entscheidung von Aischa zu unternehmen. Sie schickten ausgewählte Personen zu Aischa, um sie zu beruhigen und beauftragten diese damit, Aischa vorzutäuschen, dass der Ort, an dem sie sich befanden nicht „Hauab“ war.3

Schließlich gelang es denen, Aischa zu beruhigen und sie davon zu überzeugen, dass der Ort anders hieße und sie sich nicht in „Hauab“ befände. Nachdem es Aischa wieder besser ging, reisten sie weiter nach Basra. In Basra angekommen, schrieb Talha einen Brief an das Volk in Basra. Er bat das Volk an der Blutrache teilzunehmen und sich an sie anzuschließen. Das Volk von Basra reagierte jedoch nicht auf seine Bitte.

Daraufhin überfielen die bewaffneten Männer um Aischa die Stadt und nahmen vielen das Leben. Sie zwangen den Gouverneur von Basra von seinem Amt zurückzutreten. Somit eroberten Talha und Zubayr die Stadt Basra.

Währenddessen war Ali (a.) mit Muaviya beschäftigt. Ali (a.) befand sich in Medina, als gewählter Kalif, verlangte er von Muaviya seinen Treueid. Auf die ersten Briefe, die Ali (a.) an Muaviya schrieb, blieb dieser jedoch regungslos. Erst als die Briefe von Ali (a.) kein Ende fanden, reagierte Muaviya. Er beschuldigte Ali (a.) damit, mit den Mördern Uthmans kollaboriert zu haben. Und verlangte von Ali (a.) die Mörder von Uthman an ihn auszuliefern.

Für Ali (a.) war diese Stellung eine klare Herausforderung zum Krieg. Er fing an sich für den Krieg gegen Muaviya vorzubereiten.

Zur selben Zeit erfuhr Ali (a.) von den Ereignissen in Basra. Unter Aischas Führung hatten Talha und Zubayr Basra eingenommen und sie wollten sich an Ali (a.) für den Tod Uthmans rächen. Ali (a.) war nun gezwungen seinen Plan zu ändern. Er musste erst die Intrige in Basra bekämpfen. Ali (a.) rief eine Vollversammlung in der Moschee zusammen.

Während der Versammlung sprach Ali (a.) zu den Leuten:

O Leute! Aischa ging zusammen mit einer Gruppe von Verschworenen, unter denen auch Talha und Zubayr sich befinden, nach Basra.

Talha und Zubayr kämpfen um die Regierungsmacht. Talha, ist der Vetter und Zubayr, der Schwager von Aischa, wollten Macht jeweils für sich. Allah weiß, sie werden nie erreichen, was sie vorhaben. Taha und Zubayr werden sich gegenseitig ermorden. Diese Kamelreiterin (Aischa) verdient Gottes Zorn. Sie wird solange sündigen, bis sie sich mit ihren Mitstreitern in die Vernichtung stürzt. Allah weiß, ein Drittel ihrer Soldaten werden getötet, ein Drittel wird fliehen und ein Drittel wird aufgeben.

Talha und Zubayr wissen ganz genau, dass sie sich in Unrecht befinden. Aber vielen Wissenden, nutzt ihr Wissen nicht. Allah genügt uns. Er ist der beste Hüter!“4

Ali (a.) erzählte dem Volk alles, was er über die Ereignisse in Basra erfahren hatte.

Trotz der Ansprache und den ermutigenden Worten Alis (a.) war es nicht leicht eine Gruppe von Menschen aufzustellen, die gegen Aischa (Ummul Muminin und gleichzeitig die Tochter des ersten Kalifen, Abu Bakr) und zwei bekannten Sahabi, Talha und Zubayr kämpfen.

Am nächsten Morgen ging Ali (a.) in die Moschee und sprach eine kurze Chutba aus:

Meine Widersacher haben Mekka verlassen und dabei die Ehefrau des Heiligen Propheten (s.a.), wie eine verkäufliche Sklavin, mit sich genommen. Sie wurde nach Basra geschleppt. Während Talha und Zubayr ihre eigenen Frauen zu Hause gelassen haben. Sie nutzen die Stellung der Ehefrau des Propheten für ihre Armee aus. Ja! All diese Leute haben mir ihren Treueid geschworen, freiwillig ohne Zwang! Und jetzt haben sie ihren Eid gebrochen. Sie haben die, von mir beauftragten Gouverneure entweder getötet oder gesteinigt.“

Die Medinenser sahen, wie bestialisch der Gouverneur von Basra gefoltert wurde.5

Anschließend bat Ali (a.) die Anwesenden um ihre Hilfe, die Verschwörung gegen ihn zu beenden. Berühmte Sahabi boten Ali (a.) ihre Hilfe an und versprachen ihm, ihn bei seinem Vorhaben zu unterstützen. Daraufhin bestimmte Ali (a.) Sahl ibn Hanif als sein Stellvertreter in Medina und zog nach Basra. Er wurde von bekannten Sahabi, die ihn zum großen Teil auch während der Badr- Schlacht unterstützt hatten, begleitet. Gleichzeitig beauftragte Ali (a.) seinen Sohn Hassan (a.), Muhammad ibn Abu Bakr (der Stiefbruder von Aischa, Stiefsohn von Ali (a.) und Malik Ashtar nach Kufa zu reisen und dort eine Streitmacht zu organisieren.

Kufa wurde zu der Zeit von Abumusa Asharie, einem alten Mann regiert, der von Uthman zum Gouverneur in Kufa bestimmt wurde.

Ali (a.) hatte, mit seiner Bestimmung zum Kalifen, von Abumusa verlangt, dass er und die Kufiten ihm ihren Bayat aussprechen. Abumusa hatte sich jedoch geweigert und die Kufiten dazu gebracht, Aischa ihren Bayat auszusprechen. Ali (a.) versuchte vieles, um den alten Mann auf die richtige Schiene zu bringen, aber alles war vergeblich. Ali (a.) blieb keine andere Wahl, als gegen Abumusa anzukämpfen, indem er seinen Sohn Hassan und Malik Ashtar nach Kufa schickte und diese damit beauftragte Abumusa zu entmachten. Malik Ashtar gelang dies ziemlich leicht, woraufhin er dann, von dem Volk die Bayat an Ali (a.) verlangte. Nachdem das Volk in Kufa seine Bayat an Ali (a.) erklärte, organisierte Malik Ashtar eine Streitmacht von zwölftausend Mann zur Unterstützung von Ali (a.) in Basra. Gemeinsam marschierten sie dann nach Basra.

Ali (a.) versuchte einen Krieg gegen seine Widersacher zu vermeiden. Er schrieb einen Brief an Talha und Zubayr und versuchte diese zu Vernunft zu bringen. Außerdem schickte er ein paar Redner zu den Soldaten der Widersacher, um diese über die Tatsachen aufzuklären und von einem Krieg abzuraten.

Nach Alis (a.) aufklärenden Worten, kamen noch etwa 3000 Mann zusammen, die Ali unterstützen wollten. Ali (a.) hatte somit 20.000 Mann auf seiner Seite. Dennoch versuchte er den Krieg zu vermeiden, was ihm jedoch nicht gelang. Er musste sich gezwungener Weise für den Krieg vorbereiten.

Der Krieg begann schließlich am 19.03.36 n. H. An diesem Tag standen sich gegnerische Armeen einander gegenüber. In diesem atemberaubenden Blick, plötzlich, geschah etwas Unvorstellbares. Ali (a.) zog den Kampfanzug aus und ritt ohne Waffe, ohne Panzerhemd und ohne Wächter ins Herz des Gegners. Keiner konnte seinen Augen trauen. Dann stand Ali (a.) vor der ersten Reihe des gegnerischen Heers. Er rief laut nach Zubayr. Zubayr stand bestens gerüstet bei Aischas Houdag6. In diesem Moment hatte Aischa Angst um das Leben von Zubayr. Sie dachte Ali (a.) werde ihn töten. Zubayr war mit Ali (a.) verwandt, er war Alis (a.) Vetter. Zubayr ging vor. Sodass er und Ali (a.) sich gegenüber standen. Nun fragte Ali (a.) Zubayr, in seine Augen schauend, in was für eine Situation sie sie gebrachten hätten und warum sie den Krieg angestiftet hätten. Zubayr dagegen versuchte sich zu verteidigen, indem er weiterhin behauptete, dass sie Blutrache für Uthman wollen würden.

Ali (a.) sprach: „Falls ihr die Wahrheit erfahren wollt, so fesselt euch die Hände und übergibt euch selbst den Erben von Uthman. Kann es jemanden außer euch Mördern geben, der für Uthmans Tod verantwortlich ist? Habt ihr nicht Tag für Tag die Leute gegen Uthman gehetzt?“ Daraufhin schwieg Zubayr und gab keine Antwort. Ali (a.) fuhr fort und sprach: „Ich kann dich von deinem Irrtum befreien. Kannst du dich noch an die Worte des Heiligen Propheten (s.a.) erinnern? Erinnerst du dich an den Tag, an dem ich den Propheten aufsuchte und du bei ihm warst? Ihr wart im Haus des Amru ibn Auf! Erinnerst du dich daran, dass der Heilige Prophet mich begrüßte, sobald er mich sah, ohne dass ich ihn vorher begrüßen konnte? Daraufhin fragtest du mich, warum ich so hochnäsig gehandelt hätte. Erinnerst du dich daran, was der Heilige Prophet dir als Antwort gab? Der Heilige Prophet nahm meine Hand in seine Hände und sprach zu dir: Zubayr, Ali ist nicht hochnäsig, aber du, du wirst eines Tages gegen Ali einen Krieg führen. Deine Kriegsbegründung wird ungerecht sein! Kannst du dich daran erinnern, wie schockiert du warst, als du diese Worte des Heiligen Propheten (s.a.) hörtest?

Erinnerst du dich an den Tag, an dem der Heilige Prophet (s.a.) dich fragte, ob du mich magst? Du antwortetest mit ja, denn ich sei doch dein Vetter. Daraufhin sagte der Heilige Prophet erneut, dass du trotzdem eines Tages einen Krieg gegen mich führen wirst.“

Ali (a.) fuhr fort, er erzählte noch mehr aus der Vergangenheit, welche Zubayr zu vergessen zu haben schien. Zubayr dagegen schwieg und sank seinen Kopf immer tiefer nach unten. Nach kurzer Zeit konnte sich Zubayr nicht mehr schweigend zurückhalten, er fing an sich zu entschuldigen und versprach Ali (a.), dass er Aischa nicht mehr beistehen werde. Er kehrte zurück zu Aischa und Ali (a.) ritt zurück zu seinen Soldaten. Zubayr war äußerst verwirrt und erzählte Aischa von seinem Gespräch mit Ali (a.). Aischa wunderte das Geschehen nicht wirklich, sie sagte zu Zubayr: „Du bist verzweifelt! Es macht nichts, schließlich ist Ali (a.) der Mann, vor dessen Namen alle Helden zittern.“ Sie versuchte mit Abdullah ibn Zubayr gemeinsam Zubayr umzustimmen und ihn erneut für sich zu gewinnen. Zubayr war jedoch entschlossen, er wendete sich von Aischa und ihrem Heer ab und ritt zurück nach Mekka.

Unterwegs, nach Mekka, nahm ein Mann namens Amru ihn als Gast auf. Während des Schlafens köpfte er Zubayr und brachte seinen Kopf zu Ali (a.). Ali (a.) war sehr traurig über das Geschehen und fragte den Mann, warum er ihn getötet hatte, schließlich war Zubayr sein Gast. Dann fiel Ali (a.) ein, dass der Prophet ihm sagte, dass der Mörder von Zubayr verflucht sein wird.

Als Zubayr Aischa verließ, gab sie das Kommando an Abdullah, dem Sohn von Zubayr, weiter und befahl die Angriffe gegen Ali (a.) fortzuführen.

Nach gegenseitigen Angriffen wurde Talha auch getötet, woraufhin Aischas Heer auseinander zerfiel. Dennoch saß Aischa im „Houdg“ und verlangte von den Männern, die noch bei ihr waren, Widerstand zu leisten. Ali (a.) erkannte, dass Aischa nicht aufgeben wird, solange ihr Kamel auf den Beinen steht. Also befiel er, das Kamel zu töten. Hassan (a.), Alis Sohn, führte diesen Befehl aus. Sobald das Kamel zu Boden fiel, verließen die Soldaten Aischa. Ali (a.) eilte im selben Moment zu Aischa. Er hob sie auf und sagte zu ihr: „Hat dich der Heilige Prophet (s.a.) dazu gebracht, so etwas zu machen?“ Aischa antwortete: „O Ali (a.), du hast gewonnen. Bitte tue mir Gutes! Ich bitte dich um Verzeihung und Barmherzigkeit.“

Daraufhin beauftragte Ali (a.) Muhammad ibn Abu Bakr7, seine Schwester nach Medina zu begleiten.8

Der Krieg dauerte drei Tage. Ali (a.) hatte zu Beginn des Kriegs 20.000 bewaffnete Männer, Aischa dagegen, 30.000 Soldaten. Während des Kriegs verlor Ali (a.) 1.700 Mann und Aischa 13.000 Mann.

Die Kamel- Schlacht war der erste Krieg unter den Muslimen. Er hatte eine moralisch verheerende Wirkung unter den Muslimen. Zumal er 20.000 Muslimen das Leben gekostet hatte.

Ali (a.) erließ nach seinem Sieg eine Generalamnestie. Des Weiteren setzte er in Basra, ibn Abbas, ein berühmter Sahabi, als Gouverneur ein.

Schlusswort:

Die Kamel- Schlacht war, nach „heutigem Sinn“, ein Klassen Krieg. Ein Krieg zwischen der privilegierten Klasse und den Menschen, die sich nach Gerechtigkeit sehnten.

Masudi schrieb in seinem Buch9, wie Zubayr, ein ehemals einfacher Mensch, zu Lebenszeiten des Heiligen Propheten (s.a.), zu einem der reichsten Menschen, genauer zu dem dritt reichsten Mann in Arabien wurde. Und das geschah durch Korruption, während des Kalifats der verstorbenen Kalifen, besonders in der Zeit des Kalifats von Uthman.

Ali (a.) wollte gegen diese und ähnliche Ungerechtigkeiten ankämpfen. Er konnte sein Ziel aber nicht immer erreichen, denn die Menschen waren damals, wie Heute, weniger mutig dafür.

Innerhalb dieser Zeit war Muaviya fieberhaft bemüht, seine Armee zu vergrößern und sich gegen Ali (a.) vorzubereiten. Er setzte eine riesige Propaganda gegen Ali (a.) in Gang. Er wagte das, denn es hatten sich ja schon zwei bekannte Sahabi Talah und Zubayr, wie auch Aischa, „die Mutter der Gläubigen“, gegen Ali (a.) erhoben.

Somit musste sich Ali (a.) seinem Hauptfeind, Muaviya zuwenden.

Wie bereits erwähnt, schrieb Ali (a.), nach seiner Wahl zum Kalifen, Briefe an Muaviya, in denen er ihn zum Bayat aufforderte.

Muaviya reagierte jedoch vorerst nicht auf die Briefe. Als ihm dann bewusst wurde, dass Ali (a.) ihn immer weiter dazu auffordern würde, bis er endlich darauf reagiert, entschloss er sich einen Brief an Ali (a.) zu schreiben.

Darin hieß es unter anderem:

Von Muaviya ibn Abu Sufiyan an Ali ibn Abu Talib.

Wenn deine Hände nicht mit Uthmans Blut beschmiert wären und die „wahren“ Muslime mit dir den Bayat geschlossen hätten, wärest du ein Kalif wie Abu Bakr, Umar und Uthman.

Du dagegen hast die Muhadschirun (Emigranten) gegen Uthman aufgehetzt und die Ansar daran gehindert, ihm zu helfen. Die Narren, die dir gefolgt sind, haben den schuldlosen Uthman getötet. Die Bewohner von Shamat

werden keine Ruhe finden, solange du Uthmans Mörder nicht an sie ausgeliefert hast. Sie werden dich solange bekämpfen, bis du ihre Forderung erfüllt hast. Außerdem muss die Wahl des Kalifen von einem Rat beschlossen werden.“

Ali (a.) antwortete auf das Schreiben mit diesen Worten:

Ich habe Uthman nicht getötet, ich war sogar derjenige, der ihm geholfen hat. Aber Du hast Uthman, deinen Vorgesetzten, verraten. Er bat Dich um Hilfe. Du hast ihm deine Hilfe jedoch verweigert. Deine Rede über Uthman und seine Ermordung ist unglaubwürdig. Du hast Uthman geholfen, wenn er dir nützlich war. Und du hast ihm deine Hilfe verweigert, wenn er auf deine Hilfe angewiesen war.“10 Schließlich war Ali (a.) gezwungen und musste sich auf einen Krieg vorbereiten.

Zwischenzeitlich hatte Ali (a.) seine Militärbasis in Kufa aufgebaut. Um den Krieg gegen Muaviya zu vermeiden, schrieb Ali (a.) jedoch weitere Briefe an Muaviya. Er warnte Muaviya vor einem Krieg und dessen Folgen. Muaviya beharrte dagegen immer mehr auf seiner Meinung und seiner Forderung. In seinem letzten Brief, an Ali (a.), schrieb Muaviya nur einen einzigen Satz:

BISMILLAHE RAHMANE RAHIM.“ (d.h. Im Namen Allahs, der Erbarmer und der Barmherzige).

Das bedeutete: Nichts anderes als Krieg!

Inzwischen schrieb Muaviya an Ashab, der in Medina war, einen Brief und bat sie um Beistand gegen Ali (a.). Außer den Ummayaden, antwortete ihm jedoch niemand.

Zur selben Zeit bestimmte Ali (a.), Malik Ashtar als den Befehlshaber seiner Armee und schickte ihn nach Sham (Damaskus). Unterwegs traf Malik auf die Heerführer und Offiziere von Muaviya und schlug sie alle in die Flucht. Muaviya schickte, sobald er davon erfuhr, zur Verstärkung seiner Männer, weitere Soldaten. Diese wurden ebenfalls von Malik in die Flucht geschlagen.

Malik schrieb alsbald einen Brief an Ali (a.), indem er erklärte, dass Muaviya für den Krieg eine hochgerüstet Armee bereitgestellt hatte. Ali (a.) las den Brief in der Moschee, der Öffentlichkeit vor. Und entlarvte den Kriegsplan von Muaviya.

Obwohl Muaviya bestens gerüstet war, hatte er immer noch Angst vor Ali (a.). Er war innerlich sehr beängstigt und sehr unruhig, was vor allem seinen Bruder auffiel, woraufhin dieser ihm einen Rat gab. Er, Utayba, riet Muaviya, Amruas um Hilfe zu bitten. Amruas war damals der Gouverneur in Palästina. Er war in ganz Arabien bekannt und hatte den Ruf, ein sehr kluger Betrüger, ein Gauner zu sein. Muaviya hielt dies dagegen für eine nicht so gute Idee, denn er wusste, dass Amruas Ali (a.) kannte und Angst vor ihm hatte. Sein Bruder versuchte ihn jedoch davon zu überzeugen, indem er ihm erklärte, dass Amruas für Geld alles tun würde, er bräuchte ihn nur mit Geld und Versprechungen zu überlisten. Zumal sie auf Amruas Hilfe angewiesen wären.

Schließlich schrieb Muaviya einen Brief an Amruas und bat ihn um Hilfe. Amruas dagegen erkannte die Absicht Muaviyas sofort und antwortete ihm:

O Muaviya! Du lädst mich zu einem Krieg gegen das Recht und die Gerechtigkeit, gegen Ali (a.) ein. Du weißt ganz genau, Ali (a.) ist der Bruder, der Nachfolger und Erbe des Heiligen Propheten…“

Amruas schrieb ausführlich über die Verdienste Alis für den Islam und die Verse im Koran über Ali (a.), wie auch über die zahlreichen Hadithe über ihn (a.). Als Muaviya den Antwortbrief von Amruas las, fühlte er sich gezwungen seinen Plan und seine Absichten zu enthüllen. Er lud Amruas nach Damaskus ein. Amruas nahm die Einladung an und kam bald in Sham an. Muaviya empfing ihn mit großen Zeremonien und war überaus glücklich über seine Ankunft. Sie unterhielten sich lange über viele Themen, letztlich über die Absicht Muaviyas.

Amruas sagte zu Muaviya: „Mir ist klar, dass du das Kalifat möchtest. Du brauchst mir nichts vorzuspielen. Wenn du wirklich möchtest, dass ich dir helfe, dann musst du mir die Regierung über Ägypten versprechen.“

Muaviya akzeptierte die Forderung und sie schlossen einen Vertrag. Muaviya verpflichtete sich erst nach dem Sieg über Ali (a.), die Regierungsmacht in Ägypten an Amruas zu überlassen. Muaviya erklärte Amruas zu seinem Stellvertreter und seinem Vesir. Gemeinsam stellten sie ein Heer mit 300.000 Soldaten auf.

1 Die Tochter Umars.

2 Bemerkung: Aischa hatte gegen drei sehr wichtigen Personen eine große Abneigung.

Eine dieser Personen war Chadidscha, die erste und verstorbene Frau des Heiligen Propheten. Jedes Mal wenn der Heilige Prophet sich an Chadidscha erinnerte, und dies tat er sehr oft, war er sehr emotional, was Aischa überhaupt nicht mochte. Aischa verspürte Neid und Eifersucht, obwohl der Heilige Prophet (s.a.) sie genauso wie seine anderen Frauen behandelte. Er war gegenüber allen im gleichen Maße ehrenvoll. Aischa reichte dies jedoch nicht. Sie war der Meinung, dass sie besondere Achtung verdiente, denn sie war die einzige Jungfrau, die der Heilige Prophet heiratete.

Eine weitere Person, zu der Aischa eine Abneigung verspürte war Fatima (s.). der Heilige Prophet liebte und verehrte keine Frau wie Fatima (s.). Nicht weil sie seine Tochter war, sondern weil sie „Masum“ (rein und lauter) war. Außerdem weil sie die Mutter der elf Imame (Masumin), der Nachkommen des Propheten ist. Chadidscha (a.) gebar drei weitere Töchter und drei Söhne. Der Heilige Prophet (s.a.) hatte insgesamt acht Kinder.

Die dritte Person war Ali (a.). Im Buch „Bukhari“ (u.a. Band 1, Seite 126) ist zu lesen, dass „Aischa den Namen Ali (a.) nicht hören konnte.“ Zahlreiche Geschichtsschreiber haben darüber berichtet, dass Aischa sich bei Allah bedankte und ihre Dankbarkeit „Sodje“ vor Allah verrichtete, als sie die Nachricht über das Martyrium Alis (a.) erhielt.

Es gibt zahlreiche Überlieferungen, welche besagen: „Der Heilige Prophet (s.a.) betrachtete Ali (a.) als seine eigene Person (Seele).“

Oft hatte der Heilige Prophet gesagt: „Die Menschen sind wie die Bäume vereinzelt. Jeder ist für sich ein Individuum. Aber Ali (a.) und ich, wir sind zusammen wie ein einziger Baum.“

Der Heilige Prophet (s.a.) sagte auch: „Jeder Mensch ist wie ein Lichtstrahl aber Ali (a.) und ich, wir sind zusammen nur ein einziger Lichtstrahl.“

Tatsächlich hat Allah der Erhabene die vierzehn Körper (Masumin) aus einer einzigen Seele oder aus einem Lichtstrahl geschaffen. Das heißt eine Seele für vierzehn Körper. Diese besagten vierzehn Personen (Körper) sind der Heilige Prophet (s.a.), Fatima (s.), Ali (a.) mit seinen elf Nachkommen, den Imamen (Masumin). Diese vierzehn Personen sind aus einem einzigen Licht geschaffen. Es gibt zahlreiche Hadithe, die diese Wahrheit belegen.

3 Bemerkung: Was bedeutete „Hauab“? Und warum versetzte es Aischa in Angst?

Als der Heilige Prophet sich eines Tages im Hause „Umma Salamas“ befand und Aischa auch dort war, ließ er sich von den beiden Frauen den Kopf waschen. Umma Salama wusch den Kopf des Propheten und Aischa half ihr, indem sie das Wasser goss.

Plötzlich hob der Prophet seinen Kopf, schaute die beiden Frauen an und sagte: „Ich höre die Hunde in „Hauab“ um einer meiner Frauen bellen. Diese meiner Frauen liegt im Abgrund! (d.h. sie begeht ein Verbrechen).“

Umma Salama wurde blass und sagte: „Ich suche Zuflucht bei Allah.“ Dann schaute der Heilige Prophet zu Aischa und fragte sie: „Humayra! Bist du es?“

Als Aischa nun an dem besagten Abend von Hunden umgeben war und erfuhr, dass sie sich in „Hauab“ befanden, erinnerte sie sich an die Worte des Propheten.

4 Buch: Nasikhot Tawarikh/ Gamal, Seite 45.

5 Nah Gul Balaqe, Khutbeh 171.

6 Kamelsattel.

7 Der Stiefbruder von Aischa.

8 Bemerkung: Muhammad ibn Abu Bakr war der Sohn von Abu Bakr, dem ersten Kalifen. Er war ein kleines Kind, als Abu Bakr starb. Nachdem Abu Bakr starb, heiratete Ali (a.) die Mutter von Muhammad. Ali (a.) zog den kleinen Muhammad auf. Er hatte Muhammad sehr lieb und behandelte ihn wie sein eigenes Kind.

9 Muraviguz Sahab.

10 Bemerkung: Uthmans Tod war stets ein Vorwand für alle Meuterer gegen Ali (a.). Abdullah Alayali schrieb in seinem Buch „Ajjam-ul-Hossajun“:

Das ist wirklich eine merkwürdige und tragikomische Vorbestimmung. Aischa schimpfte in der Öffentlichkeit über Uthman. Muaviya weigerte sich jegliche Hilfe an Uthman zu leisten. Amruas hatte die Leute gegen Uthman aufgewiegelt. Talha und Zubayr halfen den Widersachern von Uthman. Und jeder einzelne von ihnen lobte und unterstütze diejenigen, die Blutrache für Uthman wollten. Jeder von ihnen prahlte als Rächer und verlangte von Ali (a.) Uthmans Blut.

Obwohl Ali (a.) schon immer Uthman gegenüber wohlwollend war und Uthman oftmals, wie ein Schutzschild für ihn, warnte.“