Die Schlacht um Khaybar
Die Schlacht von Khaybar (hebräisch für „die Festung“) ereignete sich etwa 120 Km nördlich von Medina. Dort befanden sich einige, aus kultureller Sicht, weit entwickelte Dörfer. Sieben Festungen umgaben und schützten das dortige Dorfleben.1 In jeder Festung lebten ca. zehn- bis zwanzigtausend Juden.
Im siebten Jahr n.H. erging dann der Befehl des Propheten, zur Festung (Khaybar) zu marschieren. Nach einem dreitägigen Marsch erreichten die Muslime Khaybar und schlugen dort ihr Lager auf, um sich für eine Belagerung vorzubereiten. Während die Belagerung von Khaybar durch die Muslime ihren Anfang nahm, flohen die dortigen Dorfbewohner in ihre Festungen. Während der fünfundzwanzigtägigen Belagerung waren etwa 1.400 Muslime anwesend. Während dieser Zeit blieben die Tore der Festungen verschlossen, sodass keiner hinein und auch keiner heraus kam. Wie es damals üblich war, beschossen sich die gegenüberstehenden Gegner dann mit Pfeil und Bogen.
Nach dieser Zeitspanne ernannte der Prophet nun Abu Bakr als Fahnenträger. Er sollte den Banner des Islam tragen und das Tor der Festungen öffnen. Abu Bakr wurde jedoch von Marhab Khaybari zurückgeschlagen, musste fliehen und kehrte erfolglos zurück.
Daraufhin sollte Umar ibn Chattab die Fahne des Islams tragen und mit seinen ausgewählten Kämpfern versuchen, dass Tor zu öffnen. Die Gegner aber leisteten starken Widerstand und schlugen die Muslime ein weiteres Mal zurück.
Die Muslime waren nun deutlich geschwächt von diesen beiden Rückschlägen. Später dichtete ein Sunnitischer Dichter und Gelehrter2 über dieses Ereignis: „Wenn alles verziehen werden könnte, so kann ich aber die Flucht der beiden (gemeint sind Abu Bakr und Umar) nicht vergessen. Da die Flucht im Krieg eine Sünde ist.“
Im Heiligen Koran steht hierzu geschrieben:
„Oh! Die ihr glaubt, wenn ihr auf die Ungläubigen stößt, die im Heerzug vorrücken, so kehrt ihnen nicht den Rücken. Und wer Ihnen an solch einem Tag den Rücken kehrt, …. der Lädt fürwahr Allahs Zorn auf sich, und seine Herberge soll die Hölle sein.“3
Der Heilige Prophet (s.a.) schickte weiterhin so manch andere Fahnenträger los. Sie alle kamen jedoch erfolglos wieder zurück.
Während dieser Zeit war Ali ibn Abu Talib (a.) an Kopf- und Augenschmerzen erkrankt und lag deshalb in seinem Zelt.
In dem Buch von ibn Sabbaq, wird dieses Ereignis so beschrieben:
„Als die Muslime weiterhin erfolglos blieben, sprach der Prophet endlich zu den Leuten: „Morgen wird ein Mann die Fahne tragen, den Allah und sein Prophet lieben und dieser wiederum liebt Allah und den Propheten. Er ist der Mann, der im Krieg stets angreift und niemals flieht. Er kehrt immer siegreich zurück. Er wird nicht zurückkehren, bevor nicht ALLAH durch seine Hände die Tore Khaybars geöffnet hat.“4
Die Worte des Propheten verwunderten alle Anwesenden. Sie fragten sich, wer denn dieser Mann sein könne, da Ali (a.) schwer krank im seinem Zelt lag. Am nächsten Morgen sollte diese Verwunderung aufgeklärt werden. Als es dann so weit war, verlangte der Heilige Prophet nach Ali (a.). Dieser war jedoch schwer krank und lag in seinem Zelt. Als Ali (a.) schließlich kam, fragte ihn der Prophet nach seinem Wohlbefinden. „Ich kann nicht sehen, meine Augen nicht öffnen und mein Kopf schmerzt“, erwiderte Ali (a.).
„Der Prophet hat Ali in den Arm genommen, ihn an seine Brust gedrückt und Alis Augen mit seiner Mundfeuchtigkeit eingerieben. Ali konnte seine Augen wieder sofort öffnen und die Kopfschmerzen waren verschwunden. Ali war wieder gesund! Später litt Ali (a.) in seinem ganzen Leben nie wieder an Augen -oder Kopfschmerzen.
Dann sagte der Heilige Prophet zu Ali (a.): „Oh Ali! Unsere Heerführer haben es noch nicht geschafft die Tore Khaybars zu öffnen. Nur du kannst es. Sofort fragte Ali (a.) den Propheten: „Oh Allahs Gesandter wie lange soll ich sie bekämpfen?“ – „Bis sie die beiden Bezeugungen ausgesprochen haben.“, antwortete der Heilige Prophet.5
Sogleich machte sich Ali (a.) mit seinen ausgesuchten Männern auf, um zur Festung (- Khaybar) zu reiten. Dort angekommen, schlugen sie ihre Lagerzelte auf und verweilten solange, bis nach einiger Zeit bewaffnete Truppen die Festung verließen und sich zum Kampf bereit machten. Die Gegner Alis (a.) mussten bald nachgeben und flohen wieder zurück in die Festung. Zum ersten Mal erfuhren die Bewohner der Festung eine Niederlage. Sie versuchten das Tor der Festung zu schließen. Während Ali (a.) sie verfolgte und auch in diese Festung versuchte einzudringen, trat ihm Harith entgegen. Harith war das Haupt der Festungsbewohner, wurde aber von Ali (a.) erschlagen.
Dann folgte Marhab Khaybari, ein Bruder von Harith, der sich Ali (a.) in den Weg stellte. Er war körperlich ein großer Kämpfer, zog beim Kampf immer zwei Kettenhemden übereinander an und kämpfte mit zwei Schwertern. Unter seinem Metallhelm trug er einen Turban und auf seinem Helm trug er einen Stein, der einem Mühlenstein ähnelte, mit einem Loch in der Mitte, um seinen Kopf zu schützen. In diesem Kampf wurden nur zwei Schläge ausgetauscht, dabei teilte Ali (a.) mit einem Schlag alles, was Marhab auf dem Kopf trug in Zwei. Zugleich teilte er Marhabs Kopf bis zur Brust.
Die gegnerischen Kämpfer verloren in Anbetracht diesen Verlustes ihren Mut.
Dann trat Yasir, der zweite Bruder von Harith, Ali (a.) entgegen. Auch diesen Zweikampf gewann Ali (a.) nur mit einem Schwertstreich. Nun flohen sie alle in die Festung und schlossen das Tor.
Dann erzählt Scheich Mufid von Abdullah Gadali weiter:
„Ali hat das Tor der Festung (Khaybar) aus der Angel gehoben und warf das Tor ein paar Meter weit weg! Das Tor war so schwer, dass 70 Männer nötig gewesen wären, um es zu heben.“
Damit der Graben, der sich um die Festung herum befand, kein Problem mehr darstellen konnte, warf Ali (a.) es über den Graben, damit die Muslime endlich die Festung stürmen konnten.
„Der Mann (Ali (a.)) hob das Tor mit dem von Allah bekräftigten Arm am Kampftag gegen die Juden. Jenes Tor, das vor dem Berg „Qamus“ stand. Während die Muslime und die Juden versammelt waren er warf das Tor weg. Um das Tor wieder an seine Stelle zurück zu bringen, mussten sich 70 Männer schwer bemühen.“6
Ali (a.) sagte selbst: „Das Tor habe ich nicht mit der Kraft in meinen Armen, sondern mit der Kraft Allahs weggeworfen.“
Die Eroberung der sieben Festungen Khaybars, der Sieg über Marhab und seine Brüder und das Herausreißen des Tores, waren alles reine Wunder Alis (a.). So etwas hat noch niemand in der Geschichte gesehen. Ali (a.) kehrte nun siegreich zurück und nach der Beendigung der Schlacht von Khaybar, baten die Juden um Verzeihung und Frieden. Nach dem Sieg über die Bewohner Khaybars gehörten nun auch die umliegenden Ländereien den Muslimen. Nach dem Friedensabkommen, als sich die Muslime auf dem Rückweg nach Medina befanden, geschah etwas Erstaunliches. Kurz bevor sie Medina erreichten, passierten sie ein Dorf namens „Fadak“. Die Bewohner des Dorfes haben unserem Propheten (s.a.) ein Stück Land ihres Dorfes, als Geste der Dankbarkeit, angeboten. Der Prophet nahm dieses Geschenk natürlich an.
1 Buch: Tarikh Yaqubi.
2 Ibne Abi’l Hadid.
3 Sure 8, Vers 15-16.
4 Seite 21.
5 Buch: Zachairul Uqba, S. 73.
6 Buch: Irshad Mufid, Band 1, Teil 2, Unterteil 31.